Schlechtes und zu wenig Licht beeinflusst unseren Körper und unser Wohlbefinden. Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schlafstörungen können im direkten Zusammenhang mit unserem Licht-Konsum stehen. Dafür gibt es wissenschaftliche Erklärungen. Darüberhinaus gibt es technische Hilfmittel, mit denen der persönliche Lichthaushalt ausgelichen werden kann. //Von Henry Vanhauer
In der kalten Jahreszeit sind wir weitaus weniger Licht ausgesetzt als im Sommer. Viele fühlen sich abgeschlagen, antriebslos und sogar durch die frühe Dunkelheit deprimiert. Durch Studien wird auch ein Zusammenhang zwischen chronischer Depression und einem vorliegenden Vitamin-D-Mangel hergestellt. Vitamin D wird nach Erkenntnissen der Forschung bis zu 90 Prozent durch Sonneneinstrahlung auf der Haut im Körper gebildet. Durch einen Mangel erfahren Betroffene mitunter Müdigkeit, Verstimmungen und Antriebslosigkeit. Frauen sind hier öfter betroffen als Männer.
Lichttherapie durch Tageslichtlampen
Eine effektive Methode dem Lichtmangel etwas entgegenzusetzen, soll eine Lichttherapie - auch "Bright-Light"-Therapie genannt - sein. Hierbei setzt sich der Patient vor eine spezielle Tageslichtlampe, die Licht mit einer sehr hohen Intensität abstrahlt. Diese Intensität wird in Lux gemessen (Nach der lateinischen bezeichnung für Licht). Beispielsweise herrschen in den meisten Büroumgebungen Lichtstärken von circa 600 Lux. Eine Tageslichtlampe emittiert etwa 10.000 Lux.
Hell ist meist nicht hell genug
Meist nehmen wir das Licht heller wahr, als es eigentlich ist: Die Lichtintensität, die auf die Netzhaut im Auge trifft, reicht meist aber nicht aus. 2.000 bis 3.000 Lux braucht der Mensch im Durchschnitt täglich. Im Winter befinden wir uns meist in geschlossenen Räumen mit künstlicher Beleuchtung. Doch selbst bei einem Spaziergang – selbst bei bedecktem Himmel – können wir uns eine Lichtdosis von bis zu 4.000 Lux abholen. Für Menschen, die hauptsächlich drinnen arbeiten oder im Schichtdienst tätig sind, ist dies daher ein Problem.
"Wir haben beispielsweise Schichtarbeiter mit Lichttherapie erfolgreich behandeln können. Morgens gab diese Lampe sogenanntes Bright-Light ab und abends kurzwelliges Rotlicht", erklärt der Allgemeinmediziner und Schlafforscher Michael Feld. Er betreibt eine Praxis im Kölner Norden, in der er Lichttherapie anbietet und auch Tageslichtlampen verleiht.
Indizien für zu wenig Licht
Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme und Kopfschmerzen können weitere Indizien für einen Mangel an Licht sein. Bei Lichtmangel gerät unser Hormonhaushalt durcheinander. Zu wenig Licht signalisiert dem Körper mehr Melatonin zu produzieren, was uns schläfrig macht. Serotonin hingegen aktiviert unseren Körper für den Wach-Zustand.
Vitamin-D-Mangel
Vitamin-D-Mangel kann laut Ärzten auch mit Vitaminpräparaten ausgeglichen werden. Es ist lauter einiger Berichte aber nicht unumstritten, ob und bei welcher Mangelerscheinung diese Zusätze ärztlich verschrieben werden sollen. Die Zusammenhänge zwischen Krankheiten wie Krebs, Magen-Darm-Erkrankungen und Nierenproblemen ist nicht hinreichend bewiesen. Zu nicht-saisonalen Depressionen gibt es keine allgemeingültigen Fakten - obwohl die Zahl der Studien in den letzten Jahren zu Vitamin D stark zugenommen haben. "Es ist festzustellen, dass unter anderem ein Vitamin-D-Mangel die depressive Symptomatik verstärkt", so der Psychologe Adrian Elias Linden auf schriftliche Nachfrage von technikjournal. "Vitamin D hat die Fähigkeit, Neurotransmitter im Gehirn - die für unsere psychische Befindlichkeit zuständig sind - zu regulieren, und ist für unser Wohlbefinden wichtig."
Tageslichtlampe für Zuhause
Ähnliche Tageslichtlampen wie sie Schlafforscher Michael Feld einsetzte, gibt es mittlerweile auch für Zuhause. Rund 30 Minuten pro Tag sollen ausreichen, um eine ausreichende Dosis Licht abzubekommen. Diese Anschaffung kann für Diejenigen sinnvoll sein, die auf Lichttherapie in der Praxis positiv reagieren. "So hat man eine Alternative zur stationären Tageslichtlampe der Praxis bequem zuhause stehen und kann diese flexibel einsetzen", schildert Feld. Bei Interesse einer solchen Lichttherapie sei der erste Weg zum Hausarzt nicht verkehrt. Dieser könne einen Facharzt weiterempfehlen, der diese Tageslichtlampen in der Praxis anbiete.
Dieses Kunstlicht kann medizinisch unterstützend wirken. Doch nicht jede LED-Beleuchtung tut uns gut. Hoher Blauanteil in LEDs wirken aktivierend und halten wach. Somit fällt das Einschlafen bei spätem Konsum von Laptop und Handy oft schwerer.
Fernseher, Computer und Tablet halten wach
Heute arbeiten und setzen sich viele Menschen künstlichem Licht durchgehend aus. Gerade LED-Beleuchtung, wie sie in Tablets, Handys und Fernsehern zu finden ist, bringt unseren natürlichen Rhythmus aus dem Takt. Indem man sich zu späten Abendstunden noch einem großen Anteil blauen Lichtes aussetzt, wird dem Körper suggeriert wach zu bleiben. Je mehr Anteile blauen Lichts eine Lampe oder eine Leuchtquelle emittiert, desto höher der Effekt. Mittlerweile gibt es Funktionen, die bei der Displaybeleuchtung Anteile des blauen Lichtes "filtern" sollen. Hier wird die Farbtemperatur des Displays in einen eher gelblichen Bereich gewechselt. Die Option nennt sich oft "Nachtmodus" oder "Augen-schonen-Modus".
Mehr Displays, mehr Krankheiten?
Zusammenhänge zwischen Schlafstörungen und dem Konsum von Licht zum falschen Zeitpunkt sind hinreichend erforscht und belegbar. Ein weiterer Aspekt betrifft den Konsum von Displays mit LED-Hintergrundbeleuchtung. Jedoch ist ein Zusammenhang zwischen Augenleiden und dem vermehrten Konsum von blauem Licht bei Bildschirmbetrachtung nicht hinreichend untersucht. Hier fehlen Langzeitstudien zur Belegbarkeit der Hypothese. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist nachweisbar, dass der Konsum dieses LED-Lichts sich auswirken kann. Allerdings wird epidemiologisch auf uns zukommen, dass Zusammenhänge zwischen den vor dem Bildschirm verbrachten Stunden und dem Auftreten von Augenleiden, wie beispielsweise Makuladegeneration, sichtbar werden", so Feld.
Makuladegeneration beschreibt das Absterben von Sehzellen im schärfsten Bereich des Sehens. Diese Krankheit betrifft regulär Personen ab dem 60. Lebensjahr. Man geht davon aus, dass blaues Licht diesen Prozess beschleunigt.
Lichttherapie kann Depressionen vorbeugen
Psychologe Adrian Linden sieht in der Lichttherapie eine Möglichkeit, auch Depressionen vorzubeugen: "Die Erhöhung unseres Serotonin-Spiegels, also die Anzahl unserer Glückshormone, kann durch erhöhte Lichtaufnahme erfolgen." Da es bei dieser Therapieform geringe Nebenwirkungen gibt, kann dies bei der Prävention und auch zur Vorsorge zur saisonalen Depression in Betracht gezogen werden, erklärt Adrian Linden. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Trier betreut er empirische und klinischen Studien. Im Rahmen der Notfallsanitäterausbildung in Nordrhein-Westfalen ist er als Dozent an verschiedenen Bildungszentren tätig.
Teaserbild: Welchem und wie viel Licht wir uns aussetzen, kann uns stärker beeinflussen als wir annehmen. Bildnachweis: Henry Vanhauer