Grüne Fassaden gegen Stickoxide

Pflanzen wandeln durch Photosynthese Kohlendioxid in Sauerstoff um, können aber auch bei der Reduktion von Stickoxiden helfen. Die Stadt Köln fördert ein Projekt, um Fassaden zu begrünen. Dies kann die Luftqualität nachhaltig verbessern, sagen Experten. // Von Stefan Hoffmann

Die erlaubte Höchstmenge für Stickoxide liegt in der Europäischen Union bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dieser Grenzwert wurde am 11. Juni 2010 vom Europäischen Parlament erlassen. Bei diesem Wert handelt es sich um einen Jahresmittelwert. Dies bedeutet, dass die Durchschnittsbelastung im Jahr diesen Wert nicht überschreiten darf. "Insgesamt tragen grüne Innenstädte und eine damit einhergehende große Anzahl begrünter Flächen zu einer Verbesserung der Luftqualität in Städten bei. Pflanzen sind in der Lage Schadstoffe zu adsorbieren oder aufzunehmen, wodurch die Luftschadstoffbelastung abnimmt", erklärt Boris Grob, Mitarbeiter  des Umwelt- und Verbaucherschutzamtes der Stadt Köln.

Begrünte Fassade, Quelle: Pixabay Lizenz: CC0, kein Bildnachweis nötig

Was sind "Grüne Fassaden"?

Ein begrüntes Haus, Quelle: pxhere.com Lizenz: CC0

Bei dem Projekt "Grüne Fassaden" werden Fassaden und Dächer in der Stadt bepflanzt. Dies wird von der Stadt Köln, durch die Initiative "Grünhoch3" gefördert. Die Stadt übernimmt 50 Prozent der Kosten für die Begrünung, höchstens jedoch 40 Euro pro Quadratmeter. Es werden insgesamt drei Millionen Euro bereitgestellt, die Förderung läuft laut Stadt bis zum Jahr 2023. Hierbei kommen Pflanzen zum Einsatz, die sich besonders dazu eignen, vertikal zu wachsen. Welche Pflanzen verwendet werden, kann der Hauseigentümer selbst entscheiden. "Es gibt sogenannte Selbstklimmer wie beispielsweise Efeu oder Wilder Wein die mittels Advetivwurzeln oder Haftscheiben direkt an der Fassade haften. Gerüstkletterer wie Akebie, Geißblatt und Clematis benötigen wiederum eine Rankhilfe an der sie schlingend, klimmend oder rankend wachsen können", so Boris Grob Mitarbeiter des Umwelt- und Verbaucherschutzamtes.

Begrünung hilft gegen Stickoxide

Messstation für Stickoxide Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stickoxide

Die Begrünung der Häuser hilft bei der Reduktion von Stickoxiden. "Eine allgemeine Verbesserung der Luftqualität durch Pflanzen ist möglich. Diese Feststellung ist unumstritten. Hierzu liegen Ergebnisse vor", sagt Marina Möseler, Biologin der Universität Bonn und ergänzt, dass die Stickoxide von den Pflanzen aufgenommen und verstoffwechselt werden könnten und somit als zusätzliche Stickstoff-Quelle dienten. "Das wird vor allem dann beobachtet, wenn Stickstoff im Boden Mangelware ist." Außerdem würden durch die Pflanzen die Häuser auf eine natürliche Weise isoliert und gekühlt. Während die Pflanzen im Sommer die Fassade vor direkter Sonneneinstrahlung schützten und damit abkühlten, sorgen sie im Winter für eine zusätzliche Isolierung. Damit würden Heizkosten gesenkt und der Feinstaubausstoß reduziert. Stickoxide werden zum einem Großteil von Dieselmotoren ausgestoßen und tragen zum Klimawandel bei. Das Fahrverbot für Dieselfahrzeuge in Innenstädten ist ein Ergebnis von einer zu hohen Stickoxid-Belastung in den Städten.

"City Tree" - der Baum als Fläche

Während in Köln Fassaden mit verschiedenen Pflanzen begrünt werden, gibt es in anderen Städten weitere Methoden. Beim sogennanten "City Tree", der bereits in mehreren großen Städten wie zum Beispiel Berlin, Paris, Hongkong und Oslo zum Einsatz kommt, handelt es sich um eine senkrecht stehende Fläche von ungefähr zwei mal vier Metern und einer Tiefe von einem Meter, die auf beiden Seiten mit speziellen Moosen bepflanzt ist. Im Inneren gibt es spezielle Elektronik, die das Moos beim Wachsen unterstützt. Es gibt eine intelligente Bewässerung, eine Kühlung und eine Heizung. Auf der Oberseite befindet sich ein Solarmodul, das genug Energie liefert, um die "City Tree" ohne zusätzlichen Stromverbrauch zu betreiben. Es muss, wenn kein Wasseranschluss vorhanden ist, lediglich der Wassertank regelmäßig wieder aufgefüllt werden.

City Tree Quelle: Thomas Nugent Lizenz: CC0, kein Bildnachweis nötig

Laut Hersteller beträgt der Kostenaufwand zum Betreiben eines "City Tree" - also die Wartung, die Wasserkosten und die Pflege - ungefähr zehn Prozent von dem eines normalen Baumes. Stickoxide können durch die Anlage um 43 Prozent reduziert werden. Des Weiteren werden pro Jahr und Anlage 150 Kilogramm Kohlendioxid von den Pflanzen gebunden und in Sauerstoff umgewandelt. Als Nebeneffekt wird die Umgebung der Anlage im Sommer durch die Verdunstung des Wassers gekühlt.

"Will man Feinstäube reduzieren, muss man die Emission verringern."

Trotz Grüner Fassaden und "City Tree" müsse man die Emission verringern, sagt Marina Möseler. Beispielsweise durch die Reduzierung von Heizenergie oder durch Fahrverbote. Im Sommer bleiben die Fassaden um bis zu 20 Grad kühler und im Winter fünf Grad wärmer. Hierdurch muss weniger geheizt werden und es kann Strom für Klimaanlagen gespart werden.

Fahrverbot (Symbolbild) Quelle: Pixabay Lizenz: CC0, kein Bildnachweis nötig

Weitere Informationen zu Grünen Fassaden
Teaserbild: Quelle: Pixabay.com, CC0, kein Bildnachweis nötig

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