In den letzten Wochen ist der Bitcoin-Kurs geradezu explodiert, aktuell steht er auf dem bisher höchsten Wert und ein Blick in die Zukunft digitaler Währungen lohnt sich. Aber welches System steckt eigentlich hinter dem Bitcoin und welche Möglichkeiten bietet diese Technologie?
Bitcoin ist eine digitale, kryptografische Währung, die auf einem dezentralen Bezahl-Netzwerk basiert, um überhaupt funktionieren zu können. Der Bitcoin ermöglicht es, Transaktionen über ein Peer-to-Peer-Verfahren, das heißt direkt von einer Person zu einer anderen zu verschicken und das ganz ohne Kontrolle durch die Regierung oder eine Bank. Anonymität, Sicherheit und der weltweite, schnelle Handel ohne Gebühren – das ist es, was den Bitcoin für viele Menschen so interessant macht.
Blockchain – ein Blick in das System des Bitcoin
Die Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, ein webbasiertes, öffentliches Buchhaltungssystem für Transaktionen. Ohne die Blockchain würde das Bitcoin-System nicht funktionieren. Sie ist die Basis, sozusagen die Architektur für den Bitcoin, muss aber trotzdem losgelöst von ihm betrachtet werden. Jede Transaktion wird bei der Blockchain-Technologie in sogenannte "Blocks" aufgenommen, das Erzeugen dieser Blocks wird als "Mining" bezeichnet. Ein Block mit Transaktionen hängt sich an einen folgenden Block an, so entsteht eine Kette, also eine "Chain". Auf diese Weise entsteht aus den verschiedenen Transaktionen eine verbundene Kette, die ständig erweitert wird – die Blockchain.
So funktioniert die Blockchain. // Video: Jana Kikillus und Moritz Kreiten
Was macht die Blockchain so besonders?
Die in einer Blockchain gespeicherten Transaktionen oder Informationen sind authentisch und unveränderlich und brauchen daher niemanden, der das System verwaltet oder beglaubigt. Die Blockchain ersetzt somit eine Bank und macht Geschäftsmodelle ohne Mittelsmänner möglich. Transaktionen können schnell und ohne Kosten durchgeführt werden. Jeder neu angelegte Block ist mit dem vorhergehenden verbunden, was einmal in die Blockchain eingetragen wird, ist nicht mehr veränderbar. "Das Besondere an der Blockchain-Technologie ist, dass Transaktionen innerhalb einer verteilten Datenbank fälschungssicher und irreversibel verifiziert werden können, was durch verschiedene kryptografische Mechanismen gesichert wird", weiß Rouven Wiegard, Forscher an der Leibniz Universität Hannover und Mitgründer des Blockchain-Startups "chainbrain". Dabei ist die Blockchain für jeden Nutzer zu jeder Zeit einsehbar und wird dadurch zu einem gemeinsamen und öffentlichen Kassenbuch. Alle Punkte zusammen verhindern Manipulation sowie Betrug.
Wo kann eine Blockchain überall verwendet werden?
Zurzeit wird die Blockchain hauptsächlich für verschiedene Kryptowährungen wie den Bitcoin oder Ethereum eingesetzt. Das ist aber längst nicht alles, was die Technologie ermöglichen kann. Auf Grundlage der Blockchain lassen sich komplett neue datenbasierte Anwendungen verwirklichen. Der Wertpapierhandel ohne Banken, Hauskäufe ohne Notar, der Schutz von Patientendaten im Gesundheitsbereich – all das kann die Blockchain möglich machen. Musiker könnten ihre Rechte digital verwalten, bei Wahlen hätten Betrüger keine Chance mehr, das Finanzamt könnte die Blockchain für die Steuerermittlung- und Eintreibung nutzen. "Die Blockchain ermöglicht sogenannte "Smart Contracts", also Verträge, die unabhängig von dritten Parteien, wie beispielsweise einem Notar geschlossen werden können. Durch die Blockchain können so herkömmliche Verträge auf Papier ersetzt und transparenter gemacht werden", so Stefan Lucks, Professor für Kryptografie und Mediensicherheit an der Bauhaus-Universität Weimar. Im Grunde kann die Blockchain also überall da eingesetzt werden, wo Daten unveränderbar und sicher vor Manipulation öffentlich aufbewahrt und verarbeitet werden müssen.
Und wie sieht die Zukunft für die Blockchain aus?
Experten sind sich sicher, dass die Technologie Blockchain das Potenzial dazu hat, unsere Finanzbranche komplett umzuwälzen und neue Geschäftsmodelle entstehen zu lassen. "Wir werden in Zukunft vor allem mit Blockchain-basierten Währungen in Berührung kommen, ganz selbstverständlich in unserem Alltag, ohne, dass den meisten Menschen bewusst ist, wie das System genau funktioniert", prognostiziert Stefan Lucks.
Jedoch hat die Blockchain nicht nur postive Seiten, sondern auch mit großen Problemen zu kämpfen. Mit jeder neuen Transaktion wird auch die Blockchain länger und der benötigte Rechenaufwand größer. "Beim Mining, also dem Generieren der einzelnen Blöcke für die Blockchain wird bei den meisten Kryptowährungen noch zu viel Energie verbraucht. Aktuell wird daher sehr viel an diesem Problem gearbeitet und geforscht, um Blockchains in Zukunft ohne großen Rechenaufwand und damit ohne hohen Stromverbrauch betreiben zu können", sagt Stefan Lucks. Eine Bitcoin-Transaktion verbraucht dabei so viel Strom, dass mit der gleichen Menge 1,57 US-Haushalte einen Tag lang versorgt werden könnten. Noch steckt die Technologie also in den Kinderschuhen, das Potenzial der Blockchain ist aber noch nicht ausgenutzt.
Jana Kikillus und Moritz Kreiten