Kunst-KIs rücken in den Fokus. Doch wie genau funktioniert dieses System der Künstlichen Intelligenzen und welche Risiken stecken hinter der Technologie, mit deren Hilfe Nutzer:innen schon heute digitale Bilder erschaffen können? // von Felix Weiherich und Verena Roehder
Eine Kunst-KI ist im weitesten Sinne jede Künstliche Intelligenz, die mithilfe eines komplexen mathematischen Models eine Reihe von Pixel so anordnen kann, dass daraus ein für das menschliche Gehirn interpretierbares Bild entsteht. Im weitesten kann man diesen Prozess mit dem Versuch vergleichen, im Wolkenhimmel kreative Formen auszumachen. Hier wird jede Person etwas Anderes wahrnehmen und unterschiedliche Formen erkennen, wo gleich alle doch die selbe Wolke betrachtet haben. Gleiches findet sich in der immer wieder selben Eingabe in eine Kunst-KI wieder. Das Ergebnis fällt aufgrund der Technik dahinter somit auch bei gleichen Eingaben immer unterschiedlich aus.
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Thinglink zum Prozess der Bildgenerierung //von Felix Weiherich und Verena Roehder
Eine Vielzahl an Möglichkeiten
Im Konkreten bieten Kunst KIs den Nutzer:innen ohne fachliche Kenntnisse die Möglichkeit verschiedenste Arten von Bildern oder Kunstwerken zu generieren. Wie solche Anwendungsbeispiele aussehen können, haben sich im folgenden Video Verena und Felix aus der Redaktion angeschaut.
Eingriff in etablierte Märkte
Der Professor und Leiter des KI-Labors "Living Object Lab" an der Technischen Hochschule Köln, Lasse Scherffig, äußerte sich offen gegenüber den Möglichkeiten von Kunst-KIs in der digitalen Bildproduktion. Der Kunstmarkt sei kein Markt in dem es um die reine Bildproduktion, sondern viel mehr um die Faktoren um das Kunstwerk, wie gesellschaftlicher Diskurs, Materialität und Selbstbezug gehe.
Im digitalen Werkzeugkoffer von morgen
Die rapide Entwicklung der Technologie ist, so Scherffig, schwer abzuschätzen. Neben mehr Realismus und Auflösung würden bald existierende Ansätze der KIs auch in Programmen wie Photoshop oder Animationssoftware eingebunden werden. Hier würden viele Künstler:innen und Designer:innen die Möglichkeiten ausloten.
Kunstbesitz für alle – nur mit Zustimmung
Auch digitale Künstler:innen beobachten die Entwicklung der Kunst-KIs. Julie Trevland (@Pandemonium_Arts) ist freie Grafikdesignerin aus Norwegen und hauptsächlich mit digitalen Auftragsarbeiten selbständig. Auf die Technologie schaut Sie zunächst offen, da Kunst-KIs Menschen, die zuvor keine Kunst erschaffen oder erwerben konnten, nun einen Zugang durch die Technologie ermöglicht. Das Problem würde hier hauptsächlich darin liegen, wie ethisch verantwortungsvoll mit den KIs umgegangen wird. So solle es im Idealfall zukünftig zum Beispiel die Option geben, die KI nur auf Bilder von Künstler:innen zu trainieren, welche hierzu auch eingewilligt haben, um etwa den digitalen Diebstahl von Zeichenstilen zu vermeiden.
Ungeklärte Fragen und Reflexionen
Die Urheberrechtsfragen in Bezug auf die Bilder, die in das Training der Modelle einfließen, sind völlig ungelöst. Der "latent space" dieser Modelle enthält viele weitere dunkle Ecken, die der modernen Gesellschaft in Zeiten des Internets und sozialer Netzwerke den Spiegel vorhalten. Wird beispielsweise ein Bild mit der Eingabe "CEO"generiert, erzeugt die KI einen älteren weißen Mann im Anzug. Das Internet ist auf die englische Sprache und westlichen Konzerne ausgerichtet, wodurch andere Kulturen kaum bis gar nicht ethisch korrekt im Datensatz der KI vertreten sind.
Ungefilterte Kreativität
Das Erschaffen digitaler Bilder ist eng mit dem Begriff der Vorstellung von Kreativität verknüpft. Weitergedacht erschließt sich die Frage, wo die Entwicklung des Konzepts hinführt. Ein Ende der Kreativität sei laut Scherffig nicht zu sehen, da dieser Begriff viel mehr sei als ein weiterer Remix von Bildern im Internet. Die unabhängige digitale Künstlerin Julie Trevland drückt sich hier klar aus: "Da es keine Möglichkeit gibt, das Lernen der KIs auf ethische Weise zu gewährleisten, ist es unmoralisch Sie einzusetzen."
Teaserbild: Eine Collage aus Kunst-KI generierten Bildern