Künstliche Intelligenz vs. Corona

Künstliche Intelligenz vs. Corona

Computerviren zu bekämpfen ist keine Neuheit. Neu ist allerdings, dass weltweit mehr Konzerne und Organisationen mithilfe von Computertechnologien gegen COVID-19 vorgehen. Technikjournal wirft einen Blick auf den Kampf: Künstliche Intelligenz gegen Corona. // Von Andre Benayas Delgado

31. Dezember 2019 – Das kanadische Unternehmen BlueDot, welches sich auf das Identifizieren von ansteckenden Krankheiten mithilfe von KI spezialisiert hat, warnt seine Kunden vor dem Ausbruch von unbekannten Viren in Zentralchina. Erst 9 Tage später, am 9. Januar 2020, berichtete die Weltgesundheitsorganisation WHO erstmals vom Ausbruch des neuartigen Coronavirus in der Millionen-Metropole Wuhan.

Doch wie ist das möglich? Anders als die Weltgesundheitsorganisation, die ihre Warnung aufgrund von offiziellen Informationen der chinesischen Regierung veröffentlichte, basierte die Warnung von BlueDot auf Ergebnissen der selbstentwickelten künstlichen Intelligenz. Der BlueDot-Algorithmus durchforstet Datenbanken, regionale Nachrichten, wissenschaftliche Quellen zu Tier- und Pflanzenkrankheiten sowie Internetforen in 65 Sprachen, um mögliche Krankheitsausbrüche zu erfassen.

Ein ähnliches Konzept nutzte der Internet-Gigant Google in seinem 2008 gestarteten Webservice Google Flu Trends. Hier wurden Suchanfragen, die gemeinsam mit der US-Seuchenschutzbehörde ermittelt wurden, von Algorithmen analysiert und damit Prognosen für Grippefälle aufgestellt. Der Dienst wurde am 9. August 2015 aufgrund von starken Fehlprognosen wieder eingestampft.

Um solche Probleme zu vermeiden, wertet bei BlueDot ein Expertenteam die Ergebnisse ihres Algorithmus auf wissenschaftlicher Basis aus, bevor eine Warnung herausgegeben wird. Ob solche Analyse-Algorithmen basierend auf künstlicher Intelligenz langfristige Erfolge verzeichnen können, wird sich in Zukunft wohl noch zeigen müssen.

China setzt auf Künstliche Intelligenz gegen Corona

Dass künstliche Intelligenz nicht nur beim Erkennen, sondern auch beim Bekämpfen einer bereits ausgebrochenen Pandemie eine große Hilfe darstellen kann, zeigt Chinas E-Commerce Monopol Alibaba Group. Das interne Forschungs- und Innovationsinstitut DAMO Academy hat ein auf KI-basiertes System entwickelt, welches mit einer Genauigkeit von 96% positive Fälle von COVID-19 in nur 20 Sekunden diagnostizieren können soll, so berichtet das hauseigene Magazin Alizila. Somit arbeitet die KI bis zu 15-mal schneller als ein erfahrener Arzt.

Um solche Werte zu erreichen wurde das System mit Computertomographie Scans von über 5000 bestätigten Corona Fällen gefüttert. Während einer globalen Pandemie ist Zeit ein kostbares Gut. Das Hauptziel der DAMO Academy ist es das sowieso schon stark angeschlagene Gesundheitswesen zu entlasten.

China setzt beim erkennen von Computertomographieabstrichen auf KI // Quelle: pixabay

China setzt beim erkennen von Computertomographieabstrichen auf KI // Quelle: pixabay

Die EU zieht nach

Auch die Europäische Union sammelt derzeit Ideen, inwiefern KI und Robotik-Lösungen in der immer noch anhaltenden Krise weiterhelfen könnten. Am 25. März rief die Europäische Kommission, als Teil der EU-Krisenreaktion, Entwickler, Unternehmen und Organisationen dazu auf ihre Initiativen im Kampf gegen das Virus zusammenzutragen. Hierfür wurden zwei öffentliche Quellverzeichnisse zur Verfügung gestellt, in denen sich jeder, der einen Beitrag leisten möchte, mit Vorschlägen zu Lösungen und Initiativen, eintragen kann.

Wo liegt der Sinn dahinter? Die EU-Kommission möchte besonders vielversprechende Initiativen finanziell unterstützen. Als Teil des Förderungsprogramms Horizont 2020 ruft das Projekt DIH-HERO (kurz für Digital Innovation Hubs in Healthcare Robotics) einem Förderungsgeld von 5 Millionen Euro zum Kampf gegen das COVID-19 Virus auf. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Germany has entered the Chat

In Sachen künstliche Intelligenz gehören die Unternehmen OMQ und Userlike in Deutschland zu den Big-Playern. Sie entwickeln Kundenservice orientierte Chatbots, welche Unternehmen dabei helfen sollen Kosten und Zeit zu sparen. In Zeiten der Krise haben sie sich zusammengetan und den Protoypen des sogenannten „CoronAssist-Bot“ entwickelt.

Dieser Chat-Bot soll dem Nutzer sämtliche Fragen zum Virus beantworten. "Unser Ziel ist es, die breite Masse der Bevölkerung mit richtigen und zuverlässigen Informationen zu versorgen", so Pascal van Opzeeland, Marketing Director bei Userlike. Aktuell käme man sehr leicht über das Internet an Informationen, allerdings auch an viele falsche Informationen, erläutert van Opzeeland.
Das Kölner Unternehmen möchte, genau wie ihre Kollegen in China, die medizinischen Fachkräfte entlasten. Van Opzeeland erklärt: "Das Richtigdenken und Handeln der Gesellschaft, kann die weitere Ausbreitung des Virus stoppen. So können wir unserem Gesundheitssystem die nötige Zeit verschaffen, Kranke zu behandeln und einen Impfstoff zu entwickeln."

Der Bot soll Unternehmen kostenlos, zum Einbinden auf ihrer Website, zur Verfügung gestellt werden, aber auch per Messenger App wie WhatsApp verfügbar sein. Das mache, laut Van Opzeeland, den Zugang zu qualifizierten Informationen noch einfacher und erweitere die Nutzerbreite enorm. Wie sinnvoll ein solcher Chatbot ist, dürfte außer Frage stehen, da die Weltgesundheitsorganisation, in Zusammenarbeit mit WhatsApp, mit dem "World Health Organization’s Health Alert" ebenfalls einen solchen Service bietet. Wie dieser Service funktioniert, zeigt unser Video.

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Alles zieht an einem Strang

Durchstöbert man das von der WHO gebotene Quellverzeichnis, findet man neben den großen Unternehmen auch zahlreiche kleinere Unternehmen und Organisationen, die mit Ihrer Expertise und Ihren Ideen in Sachen künstlicher Intelligenz dem Coronavirus den Garaus machen wollen. So auch die Stuttgarter Consulting Unternehmen AI-Bridge. Geschäftsführer Ali Rashidnejad erklärt: "Künstliche Intelligenz kann in diesen Zeiten ein riesiges Hilfsmittel darstellen. Es ist wichtig, dass jetzt alle miteinander statt gegeneinander arbeiten, sowohl auf privater als auch auf geschäftlicher Ebene."

Gemeinsam mit seinem Team aus 5 Experten in KI-Softwareentwicklung möchte er anderen Unternehmen unter die Arme greifen. "Wir haben selbst nicht die Ressourcen unsere Ideen umzusetzen, wollen uns aber trotzdem aktiv einbringen.", schildert Rashidnejad. Da auch künstliche Intelligenzen von Informationen leben und nur so funktionieren, sehe er es als seine Pflicht im Kampf gegen das Coronavirus an einem aktiven Informationsaustausch teilzunehmen. Nur so könne man das maximale Potenzial der KIs ausschöpfen und den Kampf, künstliche Intelligenz gegen Corona, gewinnen.

Mehr zum digitalen Kampf gegen Corona findest du hier.

Teaserbild: Der digitale Kampf gegen die globale Pandemie. //Foto: pixabay

Der Autor

Andre Benayas Delgado

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