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Wie gut schützt ein Mundschutz wirklich?

In allen deutschen Bundesländern gilt derzeit eine Mundschutzpflicht in Teilen des öffentlichen Raumes. Doch ob das flächendeckende Tragen eines Mundschutzes die Ausbreitung des Virus wirklich eindämmen kann und welche Art eines Mundschutzes sich dafür eignet, ist oft unklar. // Von Melanie Steinhauer

Das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) traf die Welt Anfang 2020 wie ein Schlag. Die Zahl der Infektionen stieg weltweit rapide an. Ein Lockdown erschien den deutschen Politikern im März als einzige Lösung, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Kontaktsperren, Ausgangsbeschränkungen, Schul- und Universitätsschließungen und das Schließen aller "nicht essenziellen" Betriebe waren die Folge. Das gesellschaftliche Leben in Deutschland veränderte sich für mehrere Wochen wie noch nie. Die Rückkehr in die Normalität, ohne ein Medikament oder Impfmittel, wurde von Experten des Robert-Koch-Instituts als großes Risiko eingestuft. Eine politische Maßnahme, um diesen Schritt nun trotzdem zu wagen, ist unter anderem die Einführung einer Mundschutzpflicht. Sie gilt im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel in Bussen, Bahnen und Geschäftsräumen. Seit Ende April gilt die Verordnung flächendeckend Mund und Nase zu bedecken. Experten und Virologen sind sich über die Effektivität des Mundschutzes jedoch uneinig. Zudem gibt es verschiedene Arten eines Mundschutzes.

Wie sich die verschiedenen Mundschutzarten unterscheiden

 

Der selbstgenähte Mundschutz

Abblidung eines Selbstgenähten Mundschutzes das im Beitrag eingebut wird

Ein selbstgenähter Mundschutz // Quelle: Melanie Steinhauer

Die sogenannte "Community-Maske" kann selbstgenäht oder auch gekauft werden. Ihre Schutzwirkung ist jedoch in der Regel nicht nachgewiesen.

Durch das Tragen kann die Geschwindigkeit des Atemstroms und der Tröpfchenauswurf reduziert werden. Die Masken können zudem das Bewusstsein für "social distancing" stärken sowie gesundheitsbezogenen achtsamen Umgang mit sich und anderen unterstützen. Auch Professorin Edda Tobiasch von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg empfiehlt das Tragen einer solchen Maske für den privaten Gebrauch. Sie ist Professorin für Gentechnologie und Zellforschung und weist darauf hin, dass die Maske nach dem Tragen bei 90 °C gewaschen werden muss, damit sie anschließend wiederverwendet werden kann.

Die OP-Maske

Wird im Beitrag eingebaut - Vergleich Maskenarten

Verschiedene OP-Masken // Quelle: Melanie Steinhauer

 

Die Operationsmaske ist ein medizinisches Produkt, das zum Fremdschutz dient. Sie schützt vor einem Tröpfchenauswurf des Trägers. Die Maske schützt  jedoch nicht vor der Aufnahme des Virus. Diese Maske sollte nach dem Tragen entsorgt werden.

Der FFP-Schutz

Wird im Beitrag eingebaut - Vergleich Maskenarten

Verschiedene FFP-Masken // Quelle: Melanie Steinhauer

Hierbei handelt es sich um eine filtrierende Halbmaske. Sie dient hauptsächlich dem Eigenschutz. Die FFP-Klassifizierung gibt den jeweiligen Schutzgrad an. FFP1 schützt also weniger und FFP3 bietet den höchsten Schutz. FFP2 und FFP3 weisen nach aktuellem Stand der Forschung einen Schutz vor Viren auf. Die Masken sind mit und ohne Filter verfügbar. Es ist wichtig zu wissen, dass Masken mit eingebautem Filter jedoch das Virus nach außen durchlassen können. Sie bieten also ausschließlich Eigenschutz. Die Hauptabnehmer dieser Masken sind überwiegend medizinische Institute. Sie werden auch in Krankenhäusern zum Schutz des medizinischen Personals eingesetzt und sollten diesen vorbehalten bleiben.

Wie man einen Mundschutz richtig trägt

Wichtig ist es, sich vorab die Hände gründlich zu waschen. Der Mundschutz sollte, wenn er getragen wird, nicht angefasst werden. Zudem sollte er nur mit vorab gewaschenen Händen abgenommen werden. Man sollte darauf achten, dass der Mundschutz richtig anliegt. Dieser sollte nicht zu groß und nicht zu klein sein. Er muss sich gut an den Nasenrücken anpassen und möglichst dicht am Gesicht anliegen.
Nach dem Tragen können selbstgenähte Masken und Mehrwegmasken bei mindestens 60 °C, besser noch 90 °C, gewaschen oder mit kochendem Wasser abgekocht werden. OP-Masken und FFP-Masken sind meist Einwegmasken und sollten nach dem Tragen entsorgt werden.

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Marktsituation bei Maskenherstellern

Noch im März bestand auf dem deutschen Markt ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Masken waren Mangelware. Die Situation hat sich mittlerweile jedoch entspannt. Durch die Produktion von Community Masken ist es für fast jeden möglich, eine Maske zu bekommen. Auch OP-Masken können mittlerweile wieder erworben werden. Deutsche Firmen ziehen aufgrund der hohen Nachfrage in Erwägung, ihre Produktion auf Atemschutzmasken umzustellen. Das Unternehmen Trigema überdenkt diese Entscheidung momentan. Auch ein Großteil der deutschen Textilhersteller ist mittlerweile in die Produktion von Mund-Nase-Masken eingestiegen. Jörn Timmermann, der CEO der Firma Mercatus Rickers & Timmermann GmbH, vertreibt FFP2-Masken. Derzeit sind seine Hauptabnehmer der Masken Krankenhäuser. Die Firma allein verkauft in der Woche rund 7.000.000 FFP2-Masken. Laut Jörn Timmermann gibt es jedoch immer wieder Probleme mit bürokratischen Hürden bei Ausschreibungen des Bundes, der Bundeswehr und des Zolls. Lieferengpässe bestehen bei seiner Firma nicht.

Die Nachfrage nach professionellem Schutzmaterial ist weltweit noch immer sehr hoch. Atemschutzmasken der Klassifizierung FFP sollten daher medizinischem Personal vorbehalten werden, da alleine in Kranken- und Pflegeeinrichtungen ein Jahresbedarf von bis zu 450 Millionen FFP2-Spezialmasken besteht.

Die Wirkung einiger Mundschutzarten bleibt umstritten

Ob das flächendeckende Tragen eines Mundschutzes die Ausbreitung des Virus wirklich eindämmen kann, ist unklar. Prof. Dr. Edda Tobiasch ist Professorin an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und forscht unter anderem im Bereich Virologie. Sie hält das Tragen eines Mundschutzes nur für begrenzt hilfreich. Er schütze zwar etwas vor Tröpfcheninfektion der Infizierten, wenn diese ihn tragen. Jedoch schützt er keineswegs Nichtinfizierte vor Ansteckung. Die Maske schütze nur marginal und hilft dem Tragenden bloß sich weniger ins Gesicht zu fassen. Aber auch das hält sie für zweifelhaft. Zu diesem Zweck sieht sie einen selbstgenähten Mundschutz als ausreichend. Dieser könnte vor Tröpfcheninfektionen schützen, jedoch nicht vor Viren, da diese deutlich kleiner seien. Auf die Frage, ob die Verbreitung von Viren durch das Tragen eines Mundschutzes gestoppt werden könne, antwortete sie, dass dies kaum möglich wäre. Es gebe viele weitere Möglichkeiten sich zu infizieren, wie zum Beispiel durch Oberflächen. Tobiasch empfiehlt aus diesem Grund eher das Tragen von regulären Handschuhen.

Wichtig ist, dass das Tragen einer Maske nicht die gängigen Hygieneregeln wie regelmäßiges Händewaschen, das Einhalten der Hust- und Nies-Etikette sowie ausreichende Abstände einzuhalten ersetzt. Aus diesem Grund sollte der Mundschutz eher als kleines Hilfsmittel, aber nicht als Allheilmittel in der Corona-Krise angesehen werden.

Teaserbild: Die verschiedenen Mundschutzarten. // Foto: Melanie Steinhauer 

 

Die Autorin

Melanie Steinhauer

 

 

 

 

 

 

 

 

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