Solarkocher gibt es in zahlreichen Formen und Größen. Sie kochen abgasfrei, ohne Brennstoff und gelten als nachhaltiger Ersatz für das offene Holzfeuer in Entwicklungsländern. Wärmespeichertechniken versprechen einen ganztägigen Einsatz der Sonnensammler. // Von Moritz Haubenreißer
9.03.2018// Aus einfachem Karton und etwas Alufolie kann sich jeder selbst einen Solarkocher basteln und damit Wasser zum Kochen bringen oder ein Ei garen. Sehr effektiv ist das allerdings nicht. Um die Energie der Sonne effizienter zu nutzen, sind ausgeklügelte technische Geräte vonnöten. Generell gilt: Je größer die Reflektionsfläche, desto mehr Energie auf dem Kochfeld und desto höher die Temperatur. Jedoch nur, solange die Sonne scheint. Im Jahr 2017 gab es im regnerischen Deutschland durchschnittlich 4,4 Sonnenstunden pro Tag. Gerade einmal genug für eine sonnengekochte Mahlzeit. In den südlichen Ländern Afrikas dagegen scheint die Sonne doppelt so lange und ist deshalb als Energiequelle zuverlässiger. Dennoch reicht sie nicht aus, um das umwelt- und gesundheitsschädigende Holzfeuer komplett zu ersetzen, über dem vielerorts noch heute gekocht wird. Dieser Umstand brachte Universitäten und Institute dazu, Technologien zum Speichern der Wärme zu erforschen.
Nicht alle kochen mit Strom
Solche Geräte könnten vor allem Menschen in Entwicklungsländern helfen. Im südlichen Teil Afrikas haben laut International Energy Agency zwei Drittel der Bevölkerung keinen Zugang zu Elektrizität. Dadurch müssen viele Familien täglich Holz sammeln, um ihr Essen über ungesundem offenen Feuer zu kochen. Solarkocher könnten hier für mehr Zeit und eine gesündere Zubereitung sorgen. Zudem reduzierten sie die Abholzung der Baumbestände, denn 80 Prozent des in Afrika gesammelten Holzes werde zum Kochen verwendet. Projekte wie EG Solar engagieren sich für die Entwicklungshilfe, klären über die Vorteile auf und stellen Anleitungen zum Selbstbauen von einfachen Kochern zur Verfügung. Diese haben jedoch den Nachteil, dass sie keine Wärme speichern können und somit von der direkten Sonneneinstrahlung abhängig sind. Ein Problem, das alle Bauarten teilen. Der Parabolspiegelkocher kühlt ohne Sonne sehr schnell aus. Der Boxkocher, der gerne auch zum Brot backen verwendet wird, hält die Hitze etwas länger. Dafür erreicht er aber auch nur niedrigere Temperaturen.
Viele Technologien sind noch zu teuer
Die Wärme über Nacht zu speichern ist "möglich, aber teuer", weiß Rob Goodier, Redakteur beim Ingenieursverbund engineering for change. "Oft werden Salze als Speichermedium verwendet, aber die Speichereinheiten sind meist unhandlich, was den Versand schwierig und teuer macht." Deshalb sei es besser, die Geräte vor Ort mit vorhandenen Materialien, wie beispielsweise Sand, zu bauen. Sand hat eine geringere Wärmekapazität, wodurch die Speicher entsprechend größer sein müssen. Eine studentische Projektgruppe der University of Iowa hat einen Prototyp entwickelt, der täglich am nächsten Morgen Temperaturen von über 200 Grad erreichte. Jedoch war das Gerät so klobig und schwer, dass mehrere Männer nötig waren, um es zu bewegen. Ein anderer Lösungsweg ist, über eine Solarzelle einen Akku zu laden, der dann einen elektrischen Ofen betreiben kann. Jedoch sind Solarzellen ebenfalls noch zu teuer. Solarkocher müssen also noch weiterentwickelt werden, um leichter, günstiger und effizienter zu werden.
Solar kocht es sich langsamer
Für afrikanische Familien wird diese Technik noch lange unerschwinglich bleiben, schließlich leben südlich der Sahara drei Viertel der Menschen von weniger als zwei Euro pro Tag. Ein Kocher ohne Speicher kostet in Europa 300 bis 400 Euro. Auch wenn die Herstellung deutlich günstiger sein wird, sind Entwicklungsländer auf Förder- und Hilfeprogramme angewiesen. Außerdem gibt es oft auch kulturelle Barrieren, denn viele Kulturkreise kochen seit Generationen über dem offenen Feuer und sehen keine Notwendigkeit zu einer Umstellung. Zumal die Zubereitung selbst bei direkter Sonneneinstrahlung länger dauert. Die normale Version eines Parabolspiegelkochers hat meist eine Leistung von 700 Watt. Damit dauert das Kochen von drei Litern Wasser circa 25 Minuten. Keine Rekordzeit, jedoch absolut frei von Kohlendioxid und anderen Abgasen und wenn man sie richtig reinigt, sollen die Kocher ein Leben lang halten. Sie verschleißen nicht. Wohl ein Grund, warum es auch hierzulande Interessenten und Enthusiasten gibt. Seit letztem Jahr gibt es neben den Standardkochern auch faltbare Geräte für den Campingbereich.