Wie werden Smartphones nachhaltiger?

Smartphones sind Klima-Killer. Es gibt viele Lösungsansätze, die den ökologischen Fußabdruck schmälern können. Apple beispielsweise verringert den Lieferumfang – und bekommt Greenwashing vorgeworfen. // von Ayyoub Achouiti und Dominik Albrecht

Bereits 2040 sollen Smartphones, Datenzentren und andere Kommunikationssysteme die größte Gefahr für die Umwelt sein. Zu diesem Ergebnis kam Lotfi Belkhir, Forscher an der kanadischen W Booth School of Engineering Practice and Technology. Den Ergebnissen seines Teams zufolge wächst die Informations- und Kommunikationsindustrie jährlich um 1,5 Prozent und wäre bei gleichbleibender Entwicklung für 14 Prozent aller Emissionen weltweit verantwortlich. In seiner Veröffentlichung macht Belkhir auf die umweltgefährdende Produktion aufmerksam und empfiehlt den Herstellern Nachhaltigkeitskonzepte auszuarbeiten.

Greenpeace kritisiert Smartphone-Produktion

Schon im März 2017 machte Greenpeace im Report “10 Jahre Smartphone – Die globalen Umweltfolgen von 7 Milliarden Mobiltelefonen” auf die globalen Folgen mobiler Telefone für die Umwelt aufmerksam. Die Umweltorganisation kritisiert dabei unter anderem die Geschäftsmodelle der Hersteller und klärt über ein nachhaltigeres Konzept auf. Bemängelt wird neben der Verwendung gefährlicher Chemikalien und endlicher Ressourcen vorrangig die enorme Umweltbelastung, die aus der Massenproduktion hervorgeht. Laut Repedia, einem Projekt, das sich für Reparaturen von Smartphones einsetzt, liegt der CO₂-Emissionsausstoß eines durchschnittlichen Smartphones für den gesamten Lebenszyklus bei etwa 47 Kilogramm. Das ergibt bei jährlich 3,3 Milliarden genutzten Smartphones (Newzoo.com, Stand 2019) 155 Tonnen CO₂-Emissionen. Bei dieser Berechnung bleiben sowohl die Netzwerk- und Internetnutzung als auch die Rohstoffgewinnung unberücksichtigt.
Greenpeace verweist zudem darauf, dass 73 Prozent der Luftverunreinigungen im Herstellungsprozess anfallen, da die Elektronikproduktion sehr energieintensiv sei. So fielen von 2007 bis 2017 rund 990 Terawattstunden Strom zur Fertigung von Smartphones an. Das entspreche der kompletten jährlichen Energieversorgung Indiens.
In den Jahren 2017, 2018 und 2019 wurden weltweit über vier Milliarden weitere Smartphones verkauft.

Die Hersteller sind gefragt

Die Firma Apple arbeitet an einer Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien. Wichtig für das Unternehmen sei, dass nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch dessen Zulieferer an ihrem ökologischen Fußabdruck arbeiten und auf sauberen Strom setzen. Der Hersteller Apple veröffentlichte zuletzt, dass die Umstellung auf regenerative Energie eine Emissionsreduktion von circa zwei Millionen Tonnen bewirkte.
Eine Zusammenstellung weiterer Nachhaltigkeitsideen kann hier eingesehen werden:

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Der Einfluss der Nutzungsdauer

Eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom ergab, dass nur zwölf Prozent der Deutschen ein Mobiltelefon besitzen, das älter als zwei Jahre ist. Demgegenüber stehen 63 Prozent, die sagen, ihr Handy sei nicht älter als ein Jahr.
Diese Ergebnisse resultieren laut dem Global E-Waste Monitor unter anderem aus der kurzen Lebensdauer der Endgeräte. Durchschnittlich werden diese nur 18 Monate benutzt, bevor sie ersetzt werden. Das bedeutet neue Rohstoffe, die verbraucht werden, neuer Energieaufwand in der Produktion und neue Emissionen, die für den Vertrieb der Geräte anfallen.

Modularität bei Smartphones

Um eine längere Nutzungsdauer der Smartphones zu gewährleisten, setzt die in den Niederlanden ansässige Firma Fairphone auf Modularität und einen einfachen Austausch einzelner Bauteile. So wird bei einem Defekt, beispielsweise am Akku oder Bildschirm, nicht zwangsläufig das Mobiltelefon entsorgt.
Auch das EU-Parlament sprach sich kürzlich für ein Recht auf Reparatur aus. Mit einer Erzwingung eines Reparaturservices für Smartphones wolle man für eine langfristige Nutzung der Geräte im Sinne der Nachhaltigkeit sorgen.

Apple optimiert Transportertrag

Eine Methode, mit der die Firma Apple Emissionen reduziert, wird im folgenden Video näher erläutert:

 

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Der Vorwurf des Greenwashings

Für diese Maßnahme geriet Apple in die Kritik, was in einen Shitstorm ausartete. Dem Unternehmen wurde Greenwashing, also profitorientiertes Handeln unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit, vorgeworfen. Denn um die Verpackung zu verkleinern, ließen sie im Lieferumfang Netzteil und Kopfhörer entfallen.
Clara Amend, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg, hat dazu eine klare Meinung: “Da der Transport von Smartphones einen relativ geringen Beitrag zur insgesamt produzierten Umweltlast beiträgt, ist eine Lieferumfangsreduktion nicht zielführend um Smartphones an sich nachhaltiger zu gestalten.” Sie bestätigt, dass die Produktion den größten Einfluss auf die Umwelt habe. Dazu zähle auch die Herstellung von Netzteilen und Kopfhörern.
Zielführender sei es, ein modulares Produktdesign sowie komplementäre Dienstleistungen zur Reparatur und Aufbereitung mobiler Telefone anzubieten. Dadurch könne dafür gesorgt werden, dass Batterien und Displays, welche bekanntlich am häufigsten kaputt gingen, effizient ausgetauscht werden. Dies ermögliche eine langfristige Nutzung der Hauptplatine, welche den größten Umwelteinfluss habe.
Der Vorwurf des Greenwashings wäre nach Meinung von Clara Amend nur dann gerechtfertigt, wenn damit der Verkauf von Netzteilen als Geschäftsmodell getarnt würde. Anderenfalls handele es sich hierbei eher um eine berechtigte, aber noch lange nicht ausreichende Umweltmaßnahme, so Amend.

Teaserbild: Smartphones - Nachhaltigkeit oder Greenwashing // Quelle: Ayyoub Achouiti

Die Autoren

Dominik Albrecht

Ayyoub Achouiti

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