Ladesäule am Verteilerkasten

In Deutschland sind circa 67.000 Elektroautos registriert. Jedoch gibt es laut der Bundesnetzagentur nur rund 6.000 Ladestationen mit 12.000 Ladepunkten. Von diesen sind knapp 1.500 Schnellladepunkte. Die Deutsche Telekom möchte die Lücke der fehlenden Ladestationen in der Zukunft schließen. // Von Kim Katrin Schuh

Eine Ladesäule von der Deutschen Telekom in Bonn. Quelle: Kim Katrin Schuh

Die Deutsche Telekom betreibt rund 380.000 Verteilerkästen an deutschen Straßen. Insgesamt sollen 12.000 dieser Verteilerkästen zu Ladestationen für Elektroautos umgebaut werden. Im November 2018 hat die Telekom ihre ersten öffentlichen Stromtankstellen in Betrieb genommen. "Vor der Zentrale der Deutschen Telekom befinden sich sowohl ein zur Ladesäule aufgerüsteter Verteilerkasten, ein zur Stromtankstelle umgerüstetes öffentliches Telefon und eine Schnell-Ladesäule", erklärt Nicole Schmidt, Pressesprecherin der Deutschen Telekom. Laut der Telekom liegen zu den Ladesäulen noch keine genauen Nutzungszahlen vor.

Für die Telekom ist dies der Start für ein bundesweites Netz mit öffentlichen Ladestellen für Elektroautos. Von den 12.000 Verteilerkästen sollen jedoch nur rund 500 zu Schnellladestationen umgebaut werden. Diese können ein E-Auto mit einer Leistung von 150 Kilowatt aufladen. Das bedeutet in nur zehn Minuten lädt ein E-Auto Strom für circa 100 Kilometer. Die restlichen 11.500 Verteilerkästen werden zu Destinationsladestellen umgebaut. An jeder Ladestelle können zwei E-Autos gleichzeitig mit jeweils 11 Kilowatt versorgt werden. Je nach Fahrzeugtyp kann so innerhalb von einer Stunde genug Strom für 50 bis 75 Kilometer geladen werden.

Trend Elektromobilität

Elektroautos gelten als Inbegriff sauberer urbaner Mobilität. Daher fahren schon rund 67.000 Deutsche ein Elektroauto. Vom Jahr 2017 bis 2018 wuchs der Bestand von E-Autos um das Doppelte.  Für viele ein guter Anfang. Die Bundesregierung wünscht sich jedoch mehr: Ursprünglich sollten bis 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland über die Straßen rollen. Das Ziel wurde nun auf 2022 verschoben. Um dem Ziel näher zu kommen, plant die Autoindustrie Elektroautos für potenzielle Käufer attraktiver zu gestalten. Im Jahr 2019 möchten verschiedene Autohersteller wie beispielsweise Audi, Nissan, Mercedes oder BMW mit neuen Modellen auf dem Markt überzeugen. Auch das drohende Fahrverbot von Diesel-Autos in den Städten trägt dazu bei, dass rund 17 Prozent aller Deutschen es in Erwägung ziehen, sich als nächstes Auto ein E-Auto zu kaufen (Studie: McKinsey). Laut Patrick Kügler, von der Dachmarke Elektromobilität NRW des Landeswirtschaftsministeriums, sollten mehr Menschen ein E-Auto nutzen: "Ein Elektrofahrzeug zu fahren, ist umweltschonender, effizienter, leiser, wartungsärmer, im Betrieb günstiger und macht darüber hinaus auch noch Spaß."

Gesellschaftliche Akzeptanz

Spontane Assoziationen beim Stichwort „Elektroauto“ laut der Studie vom Institut für sozial-ökologische Forschung zum Thema „Attraktivität und Akzeptanz von Elektroautos“ Quelle: Kim Katrin Schuh

Die Akzeptanz von E-Autos ist immer noch sehr unterschiedlich. Laut einer Studie vom Institut für sozial-ökologische Forschung zum Thema "Attraktivität und Akzeptanz von Elektroautos", verbinden viele Deutsche mit der Elektromobilität umweltfreundliche Autos, die schadstoffarm beziehungsweise ohne CO2-Ausstoß gelten. Auch assoziieren Viele Elektroautos mit einem leisen Motor. Für Anwohner an vielbefahrenen Straßen eine positive Eigenschaft. Jedoch ist für viele Menschen der Motorsound ein Spaßfaktor am Autofahren. "Es gibt kritische Stimmen, die fast schon gegen diese Technologie hetzen und meist mit falschen Informationen auf vermeintliche Fehler hinweisen", erklärt Patrick Kügler von Elektromobilität NRW. Ein großer Nachteil scheint oft die kurze Reichweite der Elektroautos und die fehlende Infrastruktur von Ladesäulen zu sein.

Laut der Telekom reagieren die Städte und Gemeinden positiv auf die Idee des Unternehmens. Nicole Schmidt, Pressesprechern der Deutschen Telekom erklärt: "Wir spüren viel Kooperationsbereitschaft, aber es dauert eben, bis alle Verwaltungsschritte und Genehmigungen durchlaufen sind."

Die grauen Kästen am Straßenrand

Jeder kennt sie. Die klassischen grauen Schaltkästen am Straßenrand. Diese nennt man Kabelverzweiger (KVz). Sie sind dafür da um einzelne Haushalte mit Telefon- und Internetsignalen zu versorgen. Seit einigen Jahren wird der klassische KVz jedoch von dem Multifunktionsgehäuse (MFG) abgelöst. Ein MFG hat die gleiche Aufgabe wie ein KVz. Ein wichtiger Unterschied liegt jedoch in der Vermittlungsstelle. Ein KVz nutzt Kupferkabel um die Daten zu übermitteln. Das MFG eine superschnelle Glasfaserleitung. Erst durch die Glasfaserleitung wird ein deutlich höheres Tempo für das Internet ermöglicht. "In unseren Verteilerkästen laufen alle nötigen Operationen für Betrieb und Nutzung des Festnetzes", erläutert Schmidt.

Die Technik der Ladesäulen

Eine Voraussetzung für den Umbau eines Verteilerkastens zu einer Ladesäule ist, dass der jeweilige Verteilerkasten eine aktive Telekommunikationsinfrastruktur enthält. Diese wird durch einen eigenen Hausanschluss versorgt. "Das macht es möglich, ihn mit einer zusätzlichen Energie-Anschlusssäule aufzurüsten. Diese Anschlusssäule versorgt die Ladesäule unterirdisch mit zweimal elf Kilowatt", erklärt Schmidt. Für den Umbau eines Verteilerkastens zu einer Ladesäule sind drei Elemente notwendig: Der vorhandene Verteilerkasten, ein an den Verteilerkasten angebaute Energie-Anschlusssäule, sowie die um Umkreis stehende Ladesäule. Der Elektroautofahrer nutzt daher nur die Ladesäule zum Tanken seines Elektroautos. Der Verteilerkasten versorgt die Ladesäule im Hintergrund.

Die neue Infrastruktur und der Nutzen

Bis zu zehn Meter entfernt können die Ladesäulen von den Verteilerkästen stehen. Dies erspart der Telekom zusätzliche Aufbauten im Stadtbild. "Wir haben festgestellt, dass aus unserer vorhandenen Infrastruktur heraus mit einer technisch verhältnismäßig einfachen Aufrüstung ein Angebot für E-Mobilität geschaffen werden kann, ohne dafür neue Infrastruktur aufbauen zu müssen", erläutert Schmidt. Auch Kügler von Elektromobilität NRW sieht darin einen Nutzen: "Der Nutzen Verteilerkästen zu E-Ladesäulen umzurüsten, besteht darin, dass mehr öffentlich zugängliche Ladepunkte zur Verfügung stehen ohne dass weitere Bauten im Straßenraum aufgebaut werden müssen."

Der Anteil an öffentlichen Ladesäulen wird laut Elektromobilität NRW sinken. Immer mehr E-Autofahrer nutzen ihren privaten Ladepunkt zuhause. "Es ist praktischer zuhause zu laden und dort auch die Gewissheit zu haben, dass ein Ladepunkt frei ist", so Kügler. In der Zukunft sollen 85 Prozent aller Ladevorgänge im privaten Raum stattfinden. Nur 15 Prozent im öffentlichen Raum. Das Aufladen in der Öffentlichkeit wird derzeit von vielen als Zusatzservice angeboten zum Beispiel beim Parken oder Einkaufen. Die Deutsche Telekom möchte daher mit einem flächendeckenden Netz aus Ladesäulen die Elektrofahrzeugfahrer animieren an ihren Ladepunkten Strom zu tanken. Eine Ausnahme besteht bei Schnellladevorgängen. Diese stehen fast alle im öffentlichen Raum. "Schnellladestationen werden darüber hinaus eher für die Langstreckenmobilität genutzt und sollten daher an Hauptverkehrsstraßen und Rastplätzen aufgebaut werden", erklärt Kügler.

An den Ladesäulen selbst kann die Zahlung über Kreditkarte, PayPal oder die Mobilfunkrechnung erfolgen. Zu der Frage, wie viel die Deutsche Telekom selbst mit ihren Ladesäulen verdient, wollte sich die Pressesprecherin nicht äußern.

Mehr zum Thema Elektroautos, kann bei technikjournal nachgelesen werden.

Teaserbild: 2019 – Das Jahr der Elektromobilität - Quelle: Kim Katrin Schuh

Die Autorin

Autorenfoto von Kim Schuh

Kim Schuh

Kommentar hinterlassen

Mit Absenden des Formulars erkären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung der darin eingegebenen personenbezogenen Daten einverstanden. Weitere Hinweise dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.