Technikjournal Redakteurin, Saskia Tafuna hatte die Gelegenheit mit der sprechenden Barbie in der "Pendoran Vinci" Ausstellung zu kommunizieren.// Foto: Sezen Yildirim

"Hallo Barbie! – Hallo Mensch!"

Eine Puppe, die zuhört und spricht – wird ein Kindertraum durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wahr? Doch wie ist die Kommunikation zwischen Roboter und Mensch möglich? Technikjournal hat die sprechende Puppe in der Ausstellung "Pendoran Vinci" im NRW-Forum in Düsseldorf besucht.

Roboter, die mit Menschen kommunizieren und das Tanzen erlernen, intelligente Malroboter und Fabelwesen. Inmitten dieser Science-Fiction-Figuren steht sie: die sprechende Barbie. Lange Haare, Wespentaille, lange Beine, modisch knappe Jacke, weißes T-Shirt mit dem Aufdruck eines dreifachen "Hallo". Die Barbie trägt auch einen Gürtel mit einem Schalter. Durch diesen Knopf wird die Barbie aktiviert und ist in der Lage alle Gespräche, zum Beispiel im Kinderzimmer, abzuhören. Schließlich ist sie bereit, mit dem Kind in einen Dialog zu treten. Die Bedienung der Barbie läuft online über eine Smartphone-App. Bei der Ausstellung "Pendoran Vinci" im NRW-Forum in Düsseldorf können Besucher in einer Kunstinstallation die Barbie ausprobieren.

In der Ausstellung werden verschiedene Exponate der Künstlichen Intelligenz (KI) gezeigt, von denen einige in der Lage sind, mit den Besuchern der Ausstellung zu interagieren. "Uns interessiert alles, was damit zu tun hat, wie das Digitale und das Internet, unsere persönliche Lebenswelt und unsere Gesellschaft verändern", so Tina Sauerländer, Kuratorin und Gründerin des Projektes peer to space. Dafür nutzen die ausstellenden Künstler KI für ihre Installationen oder machen es zum Thema ihrer künstlerischen Auseinandersetzung.

Dazu gehört auch die Barbie, die von der Firma Mattel hergestellt wird. Sie soll in der Lage sein durch ein Mikrofon im Nacken alles aufzunehmen, was in ihrer Umgebung gesprochen wird. Stetig erweitert sie so ihren Wortschatz. Jedes einzelne Wort, was aus dem Mund der Bezugsperson kommt, ist eine Gelegenheit für die Barbie ihr Sprach-Repertoire zu erweitern.

Traf man bislang KI vor allem in Industrie und Produktion, so wird sie jetzt eingesetzt, um menschliche Kommunikation nachzuahmen. In der Ausstellung können die Besucher mit der Barbie kommunizieren und sollen so erleben, wie die KI das Verhalten der Menschen beeinflusst. Eine Besucherin testet die Barbie, jedoch kommt es nicht zu einem richtigen Gespräch. Die Barbie schlägt Themen vor aus den Bereichen: Mode und Freundschaft. Sie beginnt das Gespräch mit dem Satz  "Lass so tun, als wären wir Lehrer und Schüler. Ich bin dein Lehrer und du bist Schüler." Ein neues Thema wird eröffnet: "Lass so tun, als wären wir Fashiondesigner. Was ist deine Lieblingsmodesaison?" Sie sagt dann, dass braun "voll die gute Farbe für den Herbst" sei, obwohl ihr mit "Sommer" geantwortet wurde.

Technikjournal Redakteurin, Saskia Tafuna hatte die Gelegenheit mit der sprechenden Barbie in der "Pendoran Vinci" Ausstellung zu kommunizieren.// Foto: Sezen Yildirim

Technikjournal Redakteurin, Saskia Tafuna hatte die Gelegenheit mit der sprechenden Barbie in der "Pendoran Vinci" Ausstellung zu kommunizieren.// Foto: Sezen Yildirim

Aber kann die Barbie das Gespräch mit einem echten Menschen ersetzen? Dazu sagt Stefan Häseli, Kommunikationsexperte aus der Schweiz, klar und deutlich: "Nein! Eine Barbie-Puppe bleibt ein Roboter. Ein schöner und intelligenter zwar, aber fühlen tut er nach wie vor nichts." Die Barbie habe einen Algorithmus, der Stimmungen wahrnehmen kann, aber sie fühle dabei nichts, so Häseli, auch wenn technisch bereits vieles möglich sei und sich noch weiter entwickeln werde. Die Technik simuliert immer genauer das menschliche Verhalten und so entsteht der Eindruck, dass die Barbie einen besser verstünde als Mama und Papa. "Wenn der Mensch Barbie nicht mehr liebt und in einen Schrank stellt, ist das Barbie egal", sagt der Kommunikationsexperte.

"Viele Bereiche des alltäglichen Lebens können mithilfe von künstlicher Intelligenz zunehmend vereinfacht werden. So auch im Bereich der kindlichen Lebenswelt. Aus den Bereichen der Sprachwissenschaft und der Spracherwerbsforschung ist uns bekannt, dass Sprachenvorbilder beim Erwerb einer Sprache gebraucht werden", sagt hingegen  Mehtap Sahin, Realschulleherin. Die Lehrerin ergänzt, dass im Hinblick auf die Fremdsprachendidaktik Sprachlernprogramme im Kleinkindsalter helfen, neue Wörter zu entdecken und zu lernen. Ein solches Spielzeug müsse allerdings in die Lebenswelt integriert sein und den Spracherwerbsprozess kontinuierlich begleiten.

Kuratorin Tina Sauerländer sieht das kritisch. "Früher hatte ich Kuscheltiere, auf die ich meine eigene Fantasie projizieren konnte. Eine sprechende Barbie drückt einem ihre Themen auf. Ob das für die Entwicklung eines Kindes so förderlich ist?" Auch die Besucherin Derya Dinc äußert sich unter anderem so: "Die Barbie würde ich niemals meinem Kind kaufen! Irgendwie ist die Barbie unheimlich!" Auch aus datenschutztechnischer Sicht ist KI im Spielzeug umstritten.

Datenschutz

Via WLAN werden die Daten in die Cloud geschickt. Hier wird aus circa 8000 verfügbaren Dialogsätzen die passende Antwort zur Frage rausgesucht. Die Eltern der Kinder haben die Gelegenheit ihre Kinder zu kontrollieren, indem sie über eine App die Gespräche ihrer Kinder überwachen können. Hier wird eine Sondernummer geschaltet, worüber unangebrachte Wörter gemeldet werden können.

Barbie nur in den USA

Die Barbie kostet 75 Dollar und ist momentan nur in den USA erhältlich. Der Kauf einer solchen Barbie ist in Deutschland aufgrund von Bedenken, dass damit die Sicherheit und Privatsphäre eingeschränkt wird, noch nicht möglich.

Wer sich mit der Barbie unterhalten und KI erleben will, hat dazu noch bis zum 19. August 2018 im NRW-Forum Düsseldorf Gelegenheit.

Die Autorin

Sezen Yildirim

Sezen Yildirim

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