Lediglich durch Scannen den Glukosewert messen. Quelle:Melanie Klenke/Abbott

Scannen statt Stechen bei Diabetes

Diabetes-Patienten fällt das häufige Messen des Blutzuckers und das damit verbundene Stechen oftmals schwer. Dies soll sich nun durch Flash Glucose Monitoring (kurz FGM), ändern, denn dabei reicht ein Scan. Ob dies neuer Standard werden könnte und wie die Krankenkassen dazu stehen, hat Technikjournal einmal näher betrachtet. // Von Katharina Franz

13.07.2016// Kurz vor dem Abendessen in einem Restaurant mit ihrer Familie holt Johanna Köhler ihr kleines schwarzes Täschchen raus und versteckt etwas unter dem Tisch. Man hört ein kurzes Klacken, dann ein Piepsen und schon ist sie fertig. "Oh, der ist aber ganz schön hoch", erwähnt sie beiläufig. Johanna hat Diabetes und muss regelmäßig  ihren Glukosespiegel messen. "Es ist lästig und manchmal ist es mir sogar unangenehm, das vor allen am Tisch machen zu müssen, aber es gehört zu mir und man gewöhnt sich an alles", erklärt die 65-Jährige. Sie leidet seit 23 Jahren an Diabetes. Mindestens drei Mal am Tag, meist vor dem Essen, hat sie die gleiche Routine: erst in den Finger stechen und dann messen.

Diabetes gehört neben Bluthochdruck und Übergewicht zu den meist verbreiteten Alltagskrankheiten in Deutschland. Laut der "International Diabetes Federation" leiden über sieben Prozent der deutschen Bevölkerung an Diabetes.  Betroffene Patienten müssen ihre Blutzuckerwerte ständig im Auge behalten. Dies ist nur durch bewusste Ernährung und ständiges Messen möglich. Das damit verbundene Stechen ist vielen Patienten unangenehm und lästig. Besonders Kinder sind hierbei oft auf die Hilfe Erwachsener angewiesen, da sie sich teilweise noch nicht selber stechen und abweichende Werte nicht schnell genug erkennen können.

Neue Methode ohne Stechen

Mehrmals täglich müssen sich Patienten mit Diabetes stechen. Quelle: Katharina Franz

Mehrmals täglich müssen sich Patienten mit Diabetes stechen. Quelle: Katharina Franz

Bei der klassischen Blutzuckermessung sticht sich der Patient meist in die Fingerkuppe und nimmt dann mit Hilfe eines Teststäbchens sein Blut auf. Das mit dem Teststäbchen verbundene Gerät misst den Glukosegehalt und zeigt diesen an. Der angezeigte Wert wird in einem Diabetestagebuch notiert.

Neueste Geräte bieten jedoch eine weitere Möglichkeit, den Glukosewert in den Gewebeflüssigkeiten unter der Haut zu messen. Das unangenehme dauerhafte Stechen ist hierbei nicht mehr nötig. Diese Methode ist als Flash Glucose Monitoring, kurz FGM, bekannt.

Seit 2014 gibt es die neue Methode des Herstellers Abbott, welcher zurzeit der einzige Hersteller für FGM-Systeme ist. Hierzu wird ein dreieinhalb Zentimeter breiter und einen halben Zentimeter hoher Sensor mit Hilfe eines Applikators auf den hinteren Teil des Oberarms angebracht. Dabei wird eine kleine flexible Nadel in die Hautschichten eingeführt, die dann die Messungen ermöglicht. Die Werte können durch das Scannen mit einem Messgerät abgerufen werden. Hierzu hält man das Gerät mit einem Abstand von bis zu vier Zentimetern an den Sensor, der die Werte weiter gibt. Das Gerät bietet neben dem Anzeigen der Werte auch die Möglichkeit, die gemessenen Zahlen in einem Graphen darzustellen.

Das FGM-System hingegen misst jede Minute, ohne dass man sich erneut stechen muss.  Fallen die Werte jedoch auffällig schnell ab, muss der Patient den Blutzucker aus Sicherheitsgründen zusätzlich auf die klassische Art messen. Der Sensor muss alle 14 Tage gewechselt werden.

Johanna Köhler sieht das Ganze etwas kritisch: "Ich zahle alle zwei Wochen so um die zwanzig bis dreißig Euro für Teststreifen. Klar würde mir dieses Gerät einiges erleichtern, aber alle zwei Wochen sechzig Euro für den Sensor zu zahlen und dann auch noch weiter das normale Gerät nutzen zu müssen, das lohnt sich gar nicht für mich. Auch die Vorstellung so eine Nadel immer im Arm zu haben, finde ich irgendwie merkwürdig."

Übernahme durch Krankenkassen

Oftmals ist die Übernahme durch die Krankenkassen eine Einzelfallentscheidung oder abhängig davon, ob man privat oder gesetzlich versichert ist.

Die DAK-Gesundheit ist der Überzeugung, das FGM Systeme die Lebensqualität von Kindern verbessern kann und übernimmt aufgrund dessen seit Januar die Kosten für Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 18 Jahren. 2015 testete die DAK in einem Versorgungsprojekt FGM-Systeme an Erwachsenen und eine Satzungsänderung für Erwachsene sei in Planung. Eine Kostenübernahme ist dennoch möglich, wenn sich der Patient regelmäßig Insulin spritzt und ein Arzt auf einem Rezept bestätigt, dass die Versorgung durch ein FGM Gerät notwendig sei.

Die Techniker Krankenkasse übernimmt die Kosten ebenfalls, jedoch ist dies ebenfalls eine Einzelfallentscheidung und es fällt eine Eigenbeteiligung von zehn Prozent an.

Dennoch ist die Flash Monitoring Glukosemessung noch nicht so weit verbreitet wie die klassische Messung. Die FGM-Methode könnte Kindern die Möglichkeit bieten, unabhängiger mit ihrer Erkrankung umzugehen, da sie nicht mehr so oft auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen wären. Die in einem Graphen dargestellten Werte helfen ihnen zum Beispiel einen besseren Überblick zu behalten.  Dennoch sollte beachtet werden, dass der momentane Stand der Entwicklung im Notfall eine klassische Messung erfordert. Ob sich diese Art der Messung zukünftig durchsetzen kann, ist letztendlich auch von der Übernahme der Krankenkassen abhängig.

Teaserbild-Quelle: Melanie Klenke/Abbott


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Katharina Franz

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