Die Sensoren sind am Handgelenk immer mit dabei. (Foto: Grit Petersohn)

Die Vermessung der Welt

Ob beim Sport, bei der Arbeit oder während des Schlafs: Selbstvermessung boomt. Daten werden digital aufgenommen und gesammelt. Das nennt man Self Tracking. Doch neben der körpereigenen Aktivität wird die zusätzliche Messung von Umwelteinflüssen wichtig. Quantified Self und Quantified Environment reichen sich die Hand und entwickeln sich zusammen zu einem neuen Trend. // Von Grit Petersohn und Christian Alo

14.01.2016//Unser tägliches Leben ist messbar. Mit Hilfe von Handy-Software und immer kleiner werdenden Online-Apparaten können wir unseren eigenen Körper beobachten und analysieren. Es ist ein faszinierender Zeitvertreib, dem immer mehr sogenannte "Self Tracker" nachgehen.

Die Quantified Self-Bewegung ist noch jung. Ihren Anfang nahm sie im Jahr 2007 in San Francisco, als zwei Journalisten des US-amerikanischen Technologie-Magazins Wired das Blog "Quantified Self" gründeten. Gary Wolf und Kevin Kelly, selbst Enthusiasten der digitalen Selbstvermessung, wollten Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenbringen und eine Plattform zum Austausch anbieten. Inzwischen ist die Seite zu einer zentralen Organisationsplattform für Quantified Self-Gruppen geworden, darunter auch sieben Gruppen aus Deutschland.

Neben der Ernährung, Herzfrequenz, Verbrauchergewohnheiten und Stimmung lassen sich mit dem richtigen Gerät noch viel mehr Daten messen. Hersteller überbieten sich daher seit Jahren, neue und präzisere Messgeräte anzubieten, die man bequem am Körper tragen kann. Durch immer kleinere Sensoren werden die sogenannten Wearables oder Devices immer handlicher und können problemlos unter der Kleidung am Körper getragen werden. Dahinter steckt häufig die Hoffnung auf eine bessere Gesundheit. Einige Geräte versprechen, auf diesem Wege medizinisch und wissenschaftlich relevante Daten zu sammeln.

Der neue Trend in dem Zusammenhang nennt sich "Quantified Environment". Während beim Quantified Self nur Daten des eigenen Körpers im Fokus stehen, werden beim Quantified Environment zusätzlich noch alle messbaren Daten aus der umgebenden Umwelt mit einbezogen. Verschiedene Sensoren können unter anderem den Kohlenstoffdioxid-Gehalt der Luft, Lautstärke, Luftfeuchtigkeit, UV-Strahlung und sogar Radioaktivität messen. Diese zusätzlichen Informationen sollen genauere Rückschlüsse auf bisherige Messergebnisse ermöglichen. Ein Self Tracker, der bisher beispielsweise nur messen konnte, dass seine Tiefschlafphase zu kurz ist erhält mit den erweiterten Mess-Optionen die Möglichkeit herauszufinden, warum das so ist. Etwa, weil die Luft im Raum zu hohe CO2-Werte aufweist oder weil draußen vor dem Fenster zur Tiefschlafphase ein lautes Geräusch stattfindet.

Die Auswertung aller dieser Daten ist jedoch komplex, sodass die Self Tracker diese nach wie vor dem Arzt überlassen müssen. Es gibt auch kritische Stimmen zum Vermessungstrend, denn ob wirklich gesicherte Daten am Ende herauskommen sei dahingestellt. Nicht jedes Gerät bietet eine verlässliche Erfassung, weder von körpereigenen Werten, noch von denen der Umgebung.

Videobeitrag: Quantified Environment

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Grit Petersohn und Christian Alo

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