Die eSIM wird die SIM-Karte ablösen. Sie muss nicht wie eine gängige SIM-Karte manuell eingesetzt werden, sondern ist Teil der Hardware eines Smartphones. Das ist aber nicht der einzige Vorteil für Smartphonebesitzer: Sie soll auch sicherer sein. //von Meret Bull und Sophia Kühn
Bereits Anfang 2016 berichtete der Focus über die Möglichkeiten einer integrierten Sim Karte und auch die Telekom spricht in dem Artikel von einem „branchenweiten Standard für die eSIM ab 2016“. Doch wie weit hat sich die SIM seitdem wirklich verbreitet und ist die Sicherheit gewährleistet?
eSIM noch kein Standard
Die Möglichkeit, SIM-Karten fest in ein Gerät zu integrieren, gibt es schon länger. Sie wurden zuerst bloß in M2M– also für die direkte Kommunikation zwischen Geräten – verwendet, beispielsweise Navigationsgeräte oder E-Books. Außerdem waren diese eSIM-Chips nicht auf verschiedene Anbieter programmierbar. Seit 2017 werden sie auch in Smartwatches eingebaut. Sowohl Apple als auch Google präsentierten ihre Uhren mit integrierter SIM-Karte. Somit kann man auch ohne Smartphone mit seiner Uhr telefonieren oder sich mit dem Internet verbinden.
Aber auch andere Anbieter, wie Google mit seinem Pixel 2, haben bereits eine integrierte eSIM. Da jedoch bisher kaum Mobilfunkanbieter in Deutschland einen eSIM Tarif anbieten, müssen die Smartphones trotzdem mit einem SIM-Karteneinschub ausgestattet sein.
Technischer Fortschritt braucht seine Zeit
Ragnar Günther, Projektmanager für Smart Card Engineering bei der Telekom Deutschland gibt uns Aufschluss über den momentanen Stand der eSIM in Europa. Die meisten eSIMs seien bisher in Apple Watches aktiviert worden. Doch Günther sagt auch, dass sich die Veränderung hin zur eSIM „länger zieht als eigentlich gedacht“. Als Grund dafür nennt er zum einen den technischen Aspekt, es gebe noch sehr viele alte Geräte im Umlauf, die nicht mit einer eSIM ausgestattet werden können. Hinzu kommt, dass von Seiten der „Mobile Network Operators“ (MNOs) wie der Telekom und Vodafone sowie der Mobile Network Virtual Operator (MNVOs) wie etwa Aldi Talk gleichermaßen befähigt sein müssen, die eSIM anzubieten.
Für die Netzbetreiber heißt das, "vielschichtige Kundenprozesse umzuändern und zu harmonisieren" so Günther. Auch das Marketing und die Werbung müssten dann dem neuen technischen Standard angepasst werden. „Und das braucht seine Zeit“, wie der Projektmanager der Telekom bestätigt.
Die wirkliche Entscheidungskraft liegt aber am Ende bei der GSMA, die Industrievereinigung von GSM-Anbietern, die heute mehr als 800 Mobilfunkanbieter und -Hersteller vertritt. Bis jetzt hat die GSMA bereits fünf Verfahren und Spezifikationen herausgegeben, um die eSIM zu standartisieren. Günther ist sich deshalb sicher: „Das Ganze nimmt langsam Fahrt auf.“
Mehr digitale Sicherheit für den Verbraucher
Für den Verbraucher bringe die eSIM einige Vorteile mit. Das Ausstanzen der gewöhnlichen SIM auf die benötigte Größe entfällt komplett. Auch die Wartezeit beim Anbieterwechsel verringert sich. Innerhalb weniger Minuten kann man ein neues Profil auf der eSIM aktivieren. Gezielte Diebstähle von Handys könnten unwahrscheinlicher werden, da man das Sicherheitsprotokoll nicht durch Herausnehmen der SIM-Karte umgehen kann. Außerdem seien die Kryptografie-Mechanismen einer eSIM genauso sicher, wenn nicht sogar besser, als die der herkömmlichen SIM-Karten, so Günther.
Auch der Verbraucherschutz bestätigt diese Vorteile. Michael Gundall vom Fachbereich Digitales und Verbraucherrecht der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz weißt jedoch darauf hin, dass diese Umstellung besonders für ältere Nutzer zu Beginn sehr „gewöhnungsbedürftig“ sei. Aber die Sicherheitsaspekte überwiegen. „Das Ziel ist, es den Angreifern so schwer wie möglich zu machen, damit es sich nicht lohnt“, so Gundall. Durch eine eingebaute SIM-Karte könne der „systematische Betrug ausgehebelt“ werden, wodurch sich der Diebstahl vermindern würde.
eSIM als Schlüsseltechnologie für das Connected Car
Die Automobilindustrie setzt vermehrt auf vernetzte und intelligente Fahrzeuge, das "Connected Car" und auch hier sieht Michael Gundall Vorteile für den Verbraucher. Über Mobilfunk vernetzte Autos würden das Fahren sicherer machen, beispielsweise bei einem Unfall. Das intelligente Auto kann den Unfall erkennen und von alleine einen Notruf absetzen. Durch Standortübermittlung zum Notdienst würde die „Rettungskette schneller aktiviert“ werden, sagt Gundas und "das könnte Leben retten". Auch hier ist die Datensicherheit ein wichtiger Faktor. Man müsse sicherstellen das man nicht zum „Gläsernen Autofahrer“ wird. Der Verbraucher solle weiterhin die „Hoheit über seine Daten“ haben, warnt Gundall, so dass beispielsweise bei einem Firmenwagen der Arbeitgeber nicht die uneingeschränkte Kontrolle über die Fahrerdaten seines Arbeitnehmers bekommt. Sonst würde diese Technologie missbräuchlich zur Überwachung verwendet. Dieses Risiko besteht jedoch bei fast jedem technischen Gerät.
Teaserbild: Eine externe SIM-Karte könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Die embedded SIM als neue Alternative in der Telekommunikation. Quelle: Sophia Kühn