Quelle: Chowdhury Bereitstellung: Stadtwerke Bonn Verkehrs-GmbH

Vernetzte Mobilität in Bonn

Den schnellsten und günstigsten Weg zur Arbeit in Bonn finden? Die neue App "BonnMobil" von den SWB ermöglicht neben Bus und Bahn auch Taxis und Fahrräder zu suchen und zu buchen. Seit Ende 2018 ist sie kostenlos verfügbar. Sie wird durch weitere Funktionen laufend zu einer vollständigen Mobilitäts-App weiterentwickelt. // Von Nur Uddin Chowdhury

57 Millionen Menschen in Deutschland besitzen ein Smartphone. Laut einer Studie von Statista nutzt jeder vierte Befragte Informationen von Verkehrsunternehmen der jeweiligen Stadt, um zum Ziel zu kommen.  "Es wird wahrscheinlich in der Zukunft immer wichtiger, dass Menschen sichere Alternativen zu ihrem gewohnten Mobilitätsverhalten haben. Damit werden individuelle Wegeketten planbar und bezahlbar sein", antwortete Georg Bechthold, Leiter für Kommunikation und Marketing der Stadtwerke Bonn (SWB), auf die Frage, warum eine Mobilitäts-App Sinn ergibt.

Angebote von "BonnMobil"

"Man fährt mit dem Elektrorad zum Bahnhof, steigt dort in den Zug und am Zielort in ein Taxi, oder man macht Carsharing", wird Staatssekretär Hendrik Schulte in der Pressemitteilung der SWB zum Bonner Wirtschaftstalk zitiert, der am 12. Oktober 2018 stattfand. Somit gehe es künftig darum, möglichst schnell und bequem von einem Standort zum anderen kommen. Benutzern der App "BonnMobil" werden alle verfügbaren Verkehrsmittel angezeigt, die sie nutzen können. Darunter sehen sie auch, wo sich Baustellen befinden, welche Parkhäuser angefahren werden können oder wo sich der nächste Taxistand befindet. Zudem verbindet sich die App mit dem Fahrradvermietungsanbieter Nextbike und Anbietern von Car-Sharing.

Bezahlsystem wird integriert

Ein Bezahlsystem hat die "BonnMobil"-App noch nicht. ID-basiertes-Ticketing ist aber geplant. Nutzer können einen Ausweis, zum Beispiel einen Bibliotheks- oder VRS-Ausweis, als Legitimation festlegen. Mit der Nummer dieses Ausweises können sie sich identifizieren und Fahrkarten kaufen. Zu Beginn des Jahres 2019 startete nun die Testphase für dieses Bezahlsystem. Nach erfolgreichem Abschluss der Testphase wird es im Sommer 2019 in die App "BonnMobil" integriert.

Ridesharing: Alternative für den ÖPNV?

"Ridesharing" (deutsch: Fahrgemeinschaft) ist die Möglichkeit sich mit mehreren Personen ein Auto zu teilen, ohne es zu besitzen. Die Möglichkeit soll kostengünstiger als ein Taxi und eine flexible Alternative für den ÖPNV sein. Die Fahrer der Ridesharingdienste in Bonn sind beim Anbieter angestellt. Die Autos sollen zugelassene Fahrzeuge (E-Autos) sein. Die Stadtwerke Bonn stellen dafür den zertifizierten grünen Strom bereit. Mitnahmeverkehre sind über die App geregelt. Es gibt allerdings auch Anbieter wie go-flux, die mit privaten Autos arbeiten.

Die SWB planen, wo sie welches Verkehrsmittel einsetzen können. Das Ridesharing ergibt in der Innenstadt weniger Sinn als im Zubringerverkehr und im ländlichen Raum. Der Einsatz von Fahrrädern soll im ganzen Gebiet praktisch sein. "Im Sommer fahre ich lieber ein Fahrrad als einen Bus", erläuterte auch Bechthold.

Zuverlässigkeit der Mobilitäts-Apps

Mobilitäts-Apps versprechen eine schnelle und günstige Verbindung mit den jeweils passenden Verkehrsmitteln zu finden. Nach einer Untersuchung von drei Apps dieser Art durch die Stiftung Warentest war klar, dass dieses Versprechen nicht immer gehalten wird. Laut Brechthold verfügt "BonnMobil" über Echtzeitdaten. Mit der Option "Linie-live" können Fahrgäste den Standort der Fahrzeuge sehen. Bei Signalstörungen meldet sich automatisch die Bustechnik, dass der Bus im Stau steht und nicht weiterkommt. Die Verspätungen werden bei den Ankunfts- und Abfahrtszeiten berücksichtigt und angezeigt.

Die Leitstelle (ITCS) ist das Gehirn

In der Leitstelle laufen alle Informationen zum Bonner ÖPNV zusammen. ITCS steht für Intermodal Transport Control System (auf Deutsch: Intermodales Transport- und Steuerungssystem). Der Kern dieses Systems ist ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem. Die Überwachung und Steuerung aller Verkehrsmittel der Stadt passiert hier.  "Die Systeme selbst müssen hundert Prozent zuverlässig funktionieren, denn wenn eine Weiche falsch steht und der Computer es nicht bemerkt, könnten Menschenleben in Gefahr sein. IT-Sicherheit ist bei solchen zentralen Netzwerkstationen von hoher Bedeutung", schreibt Sascha Foerster, Gründer der Seite Bonn.digital, in seinem Artikel über Mobilität in Bonn. Ein Ausfall der Zentrale könne den Bonner Verkehr zum Stillstand bringen. Deshalb werden von jedem Mitarbeiter vorgenommene Änderungen protokolliert und gespeichert.

Stolpersteine auf dem Weg

Ein Hindernis ist die Technik zur Herausgabe der Echtzeitdaten. Komplette Zuverlässigkeit der Software der Leitstelle ist notwendig. Zudem kommen die Daten aus ganz unterschiedlichen Verkehrsgebieten. Sie werden erst einmal über eine sogenannte "Datendrehscheibe" im Verkehrsverbund Rhein-Sieg zusammengeführt. Anschließend werden sie wieder an die einzelnen Stellen zurückgeleitet, bevor sie dem Fahrkunden auf Informationstafeln und in Apps dargestellt werden.

Mobilität für alle Menschen

Behinderte und mobilitätseingeschränkte Menschen haben Anspruch auf Beförderung ohne Aufpreis, finanzielle Entschädigung bei Verlust oder Beschädigung ihrer Mobilitätshilfen und angemessene Informationen während der gesamten Fahrt. Der Status der Rolltreppen und Aufzüge ist über "BonnMobil" abrufbar. Störungen werden umgehend gemeldet. Noch ist das Programm "Abbau von Einstiegs- und Zugangsbarrieren" an Haltestellen nicht abgeschlossen. Daher arbeiten die SWB in Kooperation mit Institutionen, Verbänden und Behindertenvertretern für die Verbesserung des ÖPNV-Angebots.

"Open Data" macht alles möglich

Die Technik hinter "BonnMobil" basiert ausschließlich auf "open data", das heißt allen Daten, die bereits öffentlich verfügbar sind. Über API-Schnittstellen werden sie in das System eingespielt. Offene Daten werden nur abgebildet. Daher sind keine komplexen Logarithmen nötig.

Andere Städte haben auch Mobilitätsapps

Mobilitätsapps sind bereits seit einiger Zeit in anderen Städten verfügbar. Die Städte Hamburg und Kopenhagen verfügen beispielsweise bereits über eine Mobilitätsapp wie "BonnMobil". Der "Verkéiersverbond Luxembourg" hat ein ähnliches Projekt. Bei diesem wird ein Tool zu der vorhandenen App hinzugefügt. Mit diesem neuen Tool können Benutzer nicht nur Bus, Zug, Straßenbahn, Auto, Fahrrad und zu Fuß kombinieren, sondern können sich neben dem öffentlichen Verkehr in Echtzeit auch über die Situation des Straßenverkehrs informieren.

Links:

Ein weiterer Artikel auf Technikjournal über Mobilität: Die Mobilität der Zukunft

Homepage der SWB Bus und Bahn: Bus und Bahn

Homepage der  Behinderten-Gemeinschaft Bonn e.V. : bgbonn

Interaktiver Liniennetzplan

Seit Anfang der 2000er Jahre hat die SWB einen sogenannten interaktiven Liniennetzplan. Er ist auf der Homepage von SWB verankert. Das System beinhaltet ein Kartographie-System, das raumbezogene Informationen (Geoinformation) mit analogen und digitalen Verfahren für unterschiedliche Medien vermittelt und veranschaulicht. Die Haltstellen sind interaktiv gestaltet, sodass sie eine Start-Ziel-Funktion übernehmen. Mithilfe dieser Funktion können Fahrgäste Fahrplaninformationen abrufen. Die SWB haben diesen interaktiven Liniennetzplan zur Weltklimakonferenz 2017 (COP23) erweitert. Die Erweiterung diente zur Informierung über den Pendelverkehr, Hotels, Sehenswürdigkeiten usw. Das Angebot war webbasiert und hatte kein Logo. Die Interessierten mussten einen URL eingeben.

 

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