Fliegen belastet das Klima stark. Ein Asienflug verursacht beispielsweise pro Person mehrere Tonnen CO₂. Ab Juli 2025 zeigt ein neues, freiwilliges EU-Emissionslabel beim Ticketkauf den CO₂-Ausstoß in Kilogramm an. Wie funktioniert das Label, welche Kritik es gibt und was kann darüber hinaus getan werden? //Von Duaah Issa und Lara Schulzky
Wie klimaschädlich sind Flüge im Vergleich zu Bahn, Auto oder Bus? Vergleiche zeigen: Flugzeuge stehen meist an der Spitze. Gerade kurze Flüge sind oft unverhältnismäßig teuer fürs Klima. „Fliegen verursacht besonders viele Emissionen und das auch noch in großen Höhen. In der EU liegt der Anteil des Flugverkehrs an den Gesamtemissionen bei etwa drei bis vier Prozent höher als im globalen Durchschnitt“, sagt Udo Nehren, Professor an der TH Köln im Bereich Nachhaltige Mobilität und Umweltwissenschaften.

Laut dem deutschen Umweltbundesamt hat das Flugzeug im Inland die meisten Treibhausgas-Emissionen im Personenverkehr // Quelle: Umweltbundesamt, Lara Schulzky
Emissionen im Personenverkehr
Neues Emissionslabel für Flugzeuge
Die EU will mehr Transparenz schaffen und Fluggästen den CO₂-Fußabdruck ihrer Flüge anzeigen. Dieses EU-Emissionslabel wird auf Flügen innerhalb der EU und bei EU-Abflügen angezeigt und ist freiwillig. Fluggesellschaften konnten sich bis 1. Februar 2025 bei der EU-Luftsicherheitsagentur EASA melden, um teilzunehmen. Ab Juli 2025 vergibt die EASA die ersten Labels für die Wintersaison 2025/26. Ziel ist eine Methode, damit alle Airlines vergleichbare Werte nutzen. Die EASA setzt dabei Standards zur CO₂-Bilanzierung ein und vergleicht Flugstrecken anhand realer Verbrauchsdaten.
So berechnet das Label CO₂-Emissionen
Der CO₂-Ausstoß wird standardisiert ermittelt: Formel und Parameter sind festgelegt. Die Berechnungen beziehen sich primär auf den verwendeten Flugzeugkraftstoff. Zusätzlich mit einbezogen werden Parameter wie die Auslastung des Flugzeuges, die geflogenen Kilometer oder die Klasse, in der die Passagiere reisen. Andere Parameter wie beispielsweise der Lebenszyklus des Flugzeuges selbst werden nicht betrachtet. Dr. Anna Lena Menn , Professorin für Ingenieurmathematik an der Hochschule Bonn Rhein Sieg, sagt dazu: "Die CO₂-Emissionen entstehen in der Nutzungsphase hauptsächlich durch die Verbrennung des Treibstoffs. Das ist der Hauptgrund für die Emissionen in dieser Phase. Aber auch in der Produktionsphase entstehen Emissionen – etwa durch den Abbau von Aluminium, Kupfer und anderen Rohstoffen, die im Flugzeug verbaut werden."
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Formel zur Berechnung der CO2-Emissionen des EU-Emissionslabels // Quelle: Durchführungsverordung (EU) 2024/3170, Lara Schulzky
Prüfung der CO2-Emissionsdaten
Airlines übermitteln der EASA ihre Verbrauchsdaten, aus denen die Behörde pauschale Emissionswerte pro Person auf jeder Route ermittelt. Bei der Buchung wird ein spezielles Logo neben den Emissionsdaten angezeigt. Neben diesem Logo soll der ermittelte Emissionswert angezeigt werden und eine Einordnung stattfinden, inwiefern der betrachtete Flug mehr oder weniger Emissionen als ein durchschnittlicher Flug auf dieser Strecke hat. Damit sollen Passagiere vor irreführendem Greenwashing geschützt werden, da nur Daten angezeigt werden, die von der EASA überprüft und verifiziert sind.
CO2-Emissionen beim Fliegen
Fliegen gehört zu den klimaschädlichsten Formen der Fortbewegung, vor allem auf langen Strecken. Pro Person entsteht beim Fliegen deutlich mehr CO₂ als bei Bahn- oder Autofahrten. Besonders problematisch sind dabei die Emissionen in großen Höhen, die den Treibhauseffekt zusätzlich verstärken.
Prof. Marco Jung, Professor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, betont: „Wenn wir wirklich eine klimaneutrale Gesellschaft schaffen wollen, muss der Flugverkehr als wesentlicher Baustein mitgedacht werden.“ Gleichzeitig macht er aber auch klar, dass ein kompletter Verzicht keine Lösung sei, sondern technische Innovationen benötigt werden.
Eine dieser möglichen Lösungen sind alternative Antriebe wie elektrische Flugzeuge für kürzere Strecken oder Wasserstofftechnologie für größere Maschinen. Doch bis solche Konzepte im großen Stil einsatzbereit sind, bleibt Fliegen eine Belastung für das Klima.
Kritik und Zweifel an der Berechnung des EU-Emissionslabels
Nicht alle halten das EU-Emissionslabel für umfassend: Es berücksichtigt bislang ausschließlich CO₂-Emissionen, während andere klimawirksame Effekte wie die wärmende Wirkung von Kondensstreifen, sogenannte Contrails, außen vor bleiben. Die europäische Umweltorganisation Transport & Environment (T&E), ein Zusammenschluss von über 50 Umweltverbänden aus 24 Ländern, weist darauf hin, dass solche Zusätzliche Klimaeinflüsse für Passagiere bisher „unsichtbar“ sind. Zudem wird bei der Darstellung der Emissionen ausschließlich zwischen verschiedenen Flügen verglichen. Ein Vergleich mit klimafreundlicheren Verkehrsmitteln wie Bahn oder Bus findet nicht statt.
Reicht ein Label aus?
Das Emissionslabel schafft Mehrwert bei der Information, so die EU-Kommission. Es könnte Fluggesellschaften zu mehr Effizienz anregen und Passagiere auf klimafreundlichere Optionen hinweisen. Experten und Umweltverbände warnen aber: Ein Label alleine stoppt den Klimawandel nicht. Sie fordern zusätzliche Schritte wie beispielsweise höhere CO₂-Abgaben auf Flugtickets, Pflichtquoten für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) und einen besseren Ausbau von Bahnverbindungen. Nur so lasse sich der rapide steigende Treibhausgasausstoß des Luftverkehrs entscheidend senken. In jedem Fall soll das EU-Label ab 2025 Transparenz schaffen.
Alternative CO₂-Rechner für Flüge
Neben dem offiziellen EU-Label existieren bereits zahlreiche Flug-CO₂-Rechner. Viele Airlines und Umweltorganisationen stellen solche Tools seit den 2010er-Jahren zur Verfügung. Lufthansa und TUIfly etwa kooperieren mit MyClimate: Ihr Online-Rechner zeigt Flugreisenden den CO₂-Fußabdruck ihres Fluges und schlägt Kompensationsprojekte vor. Auch Flughäfen stellen Rechner bereit: Der Airport Köln/Bonn arbeitet ebenfalls MyClimate, der Flughafen Stuttgart mit Atmosfair zusammen. Das Umweltbundesamt weist auf seinen CO₂-Rechner hin, in dem man eigene Flugstunden im Jahresverlauf eintragen kann. Vergleichsseiten wie das Klimaschutz-Portal listen zahlreiche Rechner auf.
Teaserbild: Flugzeuge haben hohe CO2-Emissionen // Bildquelle: Lara Schulzky