Wer sucht, der pflanzt

Im Internet für das Studium, den Job, die Freizeitgestaltung recherchieren und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun? Mit Ecosia angeblich kein Problem. Über 43 Millionen Bäume hat die selbsternannte umweltfreundliche Suchmaschine nach eigenen Angaben bis heute gepflanzt. // Von Kim Katrin Schuh

Der Schutz der Wälder, insbesondere der des Regenwaldes, ist nichts Neues. Bäume und Wälder haben viele Aufgaben im Ökosystem. Sie wirken dem Treibhauseffekt entgegen und liefern uns Menschen Sauerstoff. Jedoch werden derzeit jedes Jahr 13 Millionen Hektar Wald vernichtet und somit sechs Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt. Ecosia will dem mit einer Suchmaschine entgegenwirken und pflanzt daher, mit verschiedenen Partnern in den verschiedensten Orten, Bäume.

Eine Weltreise mit Folgen

Schon direkt nach seinem Betriebswirtschaftsstudium in Nürnberg wusste Christian Kroll, Gründer von Ecosia, dass er zur Verbesserung der Welt beitragen möchte. Seine  Suchmaschine Ecosia gründete er im Dezember 2009. Die Idee dazu hatte er aber schon viel früher. Sein erstes Suchmaschinenprojekt entstand bei einer Reise nach Nepal. Durch die schlechten Bedingungen, wie beispielsweise eine schlechte Internetverbindung, scheiterte das Projekt. In Südamerika kam Kroll dann inspririert durch ein Buch auf die Idee. Im August 2008 gründete er daraufhin sein Hobbyprojekt "Forestle".  Dies war eine Webseite zur Websuche, um den Regenwald zu retten. Durch die positiven Rückmeldungen beschloss Kroll sein Hobby zum Beruf zu machen. Er gründete die Ecosia GmbH.

Die "magische" Zahl 45

Ecosia ist eine Suchmaschine mit über sieben Millionen aktiven Nutzern. Die Nutzer können alle möglichen Dinge suchen und pflanzen dadurch inaktiv Bäume. Hat ein Nutzer 45-mal über Ecosia ein Suchergebnis erhalten, wird ein Baum gepflanzt. Somit entsteht momentan alle 1,1 Sekunden ein neuer Baum. Ein kleines Baumsymbol zeigt einem nach der Suche an, an wie vielen Bäumen man schon beteiligt war.

Wie finanziert sich Ecosia?

Wenn die Nutzer bei Ecosia ein Suchwort eingeben, erscheint Werbung. Klickt man auf die angezeigte Werbung, bekommt die Suchmaschine dafür eine Provision vom Partner Microsoft Bing. Je nach Anzeige, bekommt sie mehr oder weniger. Im Durchschnitt verdient Ecosia 0,5 (Euro-)Cent pro Suchanfrage. Anfangs hat die GmbH etwa 80 Prozent des Umsatzes in das Pflanzen von Bäumen investiert. "Nach den Fixkosten blieb dann fast nichts mehr übrig, um Mitarbeiter und Büro zu bezahlen. Dieses Modell hat uns wirklich kaum Luft zum Atmen gelassen, weshalb wir es geändert haben", erläutert Kroll im Interview mit dem Onlineportal Berlinvalley. Die Änderung sah so aus, dass nun 80 Prozent des Gewinns in die Pflanzaktion investiert werden. So bleibt Ecosia die Möglichkeit Rücklagen zu bilden beispielsweise für größere Investitionen. So hat die Suchmaschine im September 2018, rund 666.000 Euro eingenommen. In das Pflanzen von Bäumen haben sie 301.903 Euro investiert. Das entspricht circa 45 Prozent der Einnahmen oder 80 Prozent des Überschusses. Knapp 74.000 Euro wurden als Rücklage zurückgelegt, 191.000 Euro waren Betriebskosten und circa 98.000 Euro wurde für Werbung ausgegeben.

Und wer pflanzt die Bäume?

Ecosia unterstützt zurzeit 60 verschiedene Projekte in 16 verschiedenen Ländern wie zum Beispiel in Marokko, Ghana, Peru, Indonesien oder Madagascar. In Deutschland selbst hat Ecosia zurzeit keine Baumpflanz-Projekte.

16 verschiedene Länder in denen Ecosia Bäume pflanzt (Quelle: pixabay.com CC0 Creative_Commons/Bearbeitet: Kim Katrin Schuh)

Die verschiedenen Partner schlagen Ecosia ein Projekt vor und diese finanziert es. Partner können Einzelpersonen vor Ort sein oder Organisationen wie beispielsweise PUR Projet und die Gunung Saran Lester Foundation. Kontrolliert wird dieses dann durch Satelliten und teilweise über Nachzählungen. Außerdem arbeitet die Firma mit Zertifizierungs-Organisationen zusammen, die eine Zertifizierung von Umweltmanagementsystemen vornehmen.

Welche Technik bezieht Ecosia?

Die Suchergebnisse, die suchgebundenen Werbeanzeigen und die Suchtechnologie bezieht Ecosia von Microsoft Bing. "Würden wir das selber machen, müssten wir wohl einen ganzen Stadtteil anmieten", erläutert Christian Kroll im Interview mit Berlinvalley Anfang Oktober 2018. Für Ecosia wäre es unmöglich die Suchalgorithmen selbst zu liefern. Bing ist nach Google die zweitgrößte Suchmaschine auf der Welt. Im Mai 2012 hat sich Bing freiwillig dazu verpflichtet kohlenstoffneutral zu arbeiten. Ganz im Sinne von Ecosia.

Die Setzlinge sind bereit eingepflanzt zu werden. (Quelle: by Shane Thomas McMillan)

Was ist mit unseren Daten?

Um die Daten ihrer Nutzer zu schützen, benutzt die Suchmaschine standardmäßig die SSL Verschlüsselung (Secure Sockets Layer). SSL ist eine Standarttechnologie für die Absicherung von Internetverbindungen und den Schutz sensibler Daten, die zwischen zwei Systemen übertragen werden. Bei Ecosia funktioniert das so, dass eine Suchanfrage mit einem Schlüssel ausgestattet wird. Dieser Schlüssel ist dafür da, dass ohne ihn die Suchanfrage nicht verstanden werden kann. Nur der Browser und die Server von Ecosia erhalten Zugang zu diesem Schlüssel. So wird verhindert, dass Kriminelle die übertragenen Informationen lesen oder verändern können. Ob SSL ausgeführt wird, kann man je nach Browser in der Adresszeile nach sehen. Steht "https"  zu Beginn der URL oder ist ein Schloss-Symbol zusehen, besteht eine verschlüsselte Verbindung. Die gesammelten Suchanfragen werden innerhalb von einer Woche anonymisiert. So kann kein persönliches Benutzerprofil erstellt werden, wie bei anderen großen Suchmaschinen.

Eine Million für den Hambacher Forst

Im Oktober 2018 hat die Ecosia GmbH der RWE AG ein Kaufangebot für den Hambacher Forst gemacht. Das Kaufangebot bestand daraus, dass Ecosia die verbliebenen 200 Hektar Wald für eine Million Euro kaufen wollte. Der Energiekonzern RWE nutzt die Flächen derzeit für den Abbau der Braunkohle. Laut Ecosia ist der Hambacher Forst ein Teil eines urzeitlichen Ökosystems, das man so nicht wiederherstellen könne. RWE lehnte das Angebot von Ecosia wenige Tage später jedoch ab. RWE selbst wollte nichts zu dem Angebot sagen. "Das Angebot haben wir nicht kommentiert und darauf reagiert, da es für sich selbst spricht", sagt Jan Peter Cirkel, Pressesprecher der RWE Power AG. Nun hat sich die Kohlekommission erst einmal für den Erhalt ausgesprochen, berichtet unter anderem der Deutschlandfunk. Ob der Wald damit langfristig gesichert ist, bleibt dennoch fraglich.

Und in der Zukunft?

Seit Anfang 2018 können Nutzer Ecosia als App auch auf dem Smartphone benutzen. Ecosia hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020, eine Milliarde Bäume zu pflanzen. "Um das Ziel zu erreichen, müssten wir unsere Nutzerzahlen verzehnfachen. Das ist schwierig, aber nicht unmöglich", so Kroll. Ecosia möchte, dass die Nutzer von den großen Suchmaschinen zu ihnen wechseln. Der Wechsel soll dadurch vereinfacht werden, dass Ecosia weitere Zusatzfeatures im Öko-Bereich entwickelt und sich dadurch abhebt.

Was im Alltag ändern, um CO2 zu sparen?

Folgende Tipps sind laut der Umweltorganisation Greenpeace wichtig:
• Strom sparen mit einem unabhängigen Öko-Anbieter
• Mehr mit dem Fahrrad, Bus oder der Bahn fahren
• Weniger Fleisch essen
• Bewusster einkaufen z.B. regional und saisonbedingt
• Elektrogeräte nicht im Standby lassen, am besten aus dem Strom ziehen oder eine schaltbare Steckerleiste anschließen
• LED's nutzen anstatt herkömmlicher Glühbirnen

Eine spannende Multimedia-Reportage zum Eingriff ins Ökosystem gibt es bei technikjournal im Artikel "Unbewusste Eingriffe in die Umwelt" von Niklas Broichhagen & Victoria Supp.

Teaserbild: ecosia.org – Photo by Ecosia

Die Autorin

Autorenfoto von Kim Schuh

Kim Schuh

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