Die Roboterarme von Da Vinci sind im Einsatz zur Entfernung des Tumors in der rechten Niere. Foto: Sezen Yildirim

Da Vinci Roboter, bitte in den OP

Roboter erobern Operationssäle – doch wie sieht das in der praktischen Umsetzung aus? Technikjournal hat die Robotische Urologie an der Uniklinik RWTH Aachen besucht und durfte bei einer Operation mit dem Da Vinci Roboter über die Schultern schauen.//Von Sezen Yildirim

Dicke, zusammengefaltete Roboterarme schweben in durchsichtigem Plastik verpackt über dem OP-Tisch. Auf dem Tisch wölbt sich ein grünes Tuch über dem Patienten, dessen Nierentumor entfernt werden soll. Nachdem das Ärzteteam den Operationsbereich vorbereitet hat, naht der Einsatz des Roboters. Die Roboterinstrumente werden dem Patienten in die rechte Niere eingebracht. Der Operateur Dr. Christian Bach, Leiter der Sektion Robotische Urologie an der Uniklinik Aachen, nimmt an der Konsole Platz, die nur wenige Meter vom OP-Tisch steht. Routiniert greift er die beiden Joysticks, die aus dem Bedienpult ragen und mit denen er den Da Vinci Roboter steuern kann. Nun kommen seine Füße zum Einsatz, hiermit aktiviert er die Stromzufuhr und die Kamera. Zwei Bildschirme zeigen dreidimensional bewegte Bilder aus der rechten Niere des Patienten. Mithilfe des Roboters entfernt der Operateur den mittelgroßen Tumor problemlos und übergibt den Patienten an den Assistenten zur weiteren Versorgung. Die Arbeit von Da Vinci und Dr. Bach ist nun erledigt und der Patient hat die OP überstanden.

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Einen Roboter intuitiv bedienen.

In Aachen wird der Da Vinci Roboter der US-Firma Intuitive Surgical  in der Urologie eingesetzt, zum Beispiel bei Operationen an der Prostata, den Nieren oder der Blase. In einem Interview bewertet Dr. Christian Bach die Idee einer roboterassistierten Operation als eine "intuitive Sache“. Jeder könne nach kurzer Zeit aufgrund der recht einfachen Bedienung die Grundfunktionen des Geräts beherrschen.

Sechs Jahre Da Vinci Roboter in der Uniklinik RWTH Aachen. Foto: Sezen Yildirim

Seit sechs Jahren kommt der Da Vinci Roboter in der Uniklinik RWTH Aachen zum Einsatz. Foto: Sezen Yildirim

Chirurg bleibt unentbehrlich.

Auch wenn der Da Vinci Roboter eine Schlüsselfunktion einnimmt, ist der Chirurg unentbehrlich. Beim Da Vinci Roboter handelt es sich um ein Telemanipulationssystem. Jede Ausführungsbewegung benötigt auf der Slave-Seite (Manipulatorarme), eine Steuerbewegung auf der Master-Seite (Operateur), so Dr. Joerg Raczkowsky, Leiter des Instituts Medizinische Robotik am IPR (Intelligente Prozessautomation und Robotik) in Karlsruhe.

Der Roboter dient lediglich als Werkzeug für ein präziseres Arbeiten. Der Da Vinci Roboter kann im Gegensatz zu einer konventionellen Operation, das Zittern eines Chirurgen ausgleichen. "Heutige Überwachungen von Roboteraktionen werden von den Ärzten durchgeführt und im Notfall wird die Aktion durch das Not-Aus gestoppt. Zukünftig soll dies über das automatische Perzeptionssystem geschehen", so Raczkowsky.

Prof. Dr. Christian Bach, Leiter der Robotischen Urologie , steuert aus nicht weiter Entfernung den Roboter: Da Vinci. Hierzu benötigt er zwei Joysticks und zwei Fußpedalen. Foto: Sezen Yildirim

Dr. Christian Bach, Leiter der Robotischen Urologie, steuert den Roboter Da Vinci. Hierzu benötigt er zwei Joysticks und zwei Fußpedale. Foto: Sezen Yildirim

Sicherheit der Patienten

Bevor eine Operation ausgeführt werden darf, besteht eine präoperative Aufklärungspflicht über die Vorgehensweise. Dem Patient werden zunächst alle möglichen Operationsmöglichkeiten mit deren Vor- und Nachteilen vorgestellt, sodass er sich informiert entscheiden kann. Dies gilt besonders, so Joachim Laux, Fachanwalt für Medizinrecht und Versicherungsrecht, bei sogenannten Neuland-Methoden, die typischerweise Risiken wie eine verlängerte Eingriffszeit haben können. "Unterbleibt diese Aufklärung auch nur in einem Punkt wie Risiken oder Eingriffsalternativen, können im Falle von Komplikationen Schadenersatzansprüche bestehen.“ Ansonsten gelten auch beim Einsatz von Robotern dieselben rechtlichen Rahmenbedingungen wie bei menschlichen Ärzten.

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Da Vinci stellt sich der Konkurrenz

Der Da Vinci Roboter sei Marktführer in der Roboterchirurgie, so Bach. Es gebe momentan wenige Konkurrenten für Da Vinci.  Sollten Hersteller wie "Google& Johnson“ und "Cambridge Medical“ mit hochwertigen Geräten auf den Markt kommen, dann sei nach Ansicht des Professors das Rennen nochmal eröffnet. Für die Zukunft lässt sich sagen, dass im Zuge einer konkurrenzorientierten Strategie fortgeschrittene Roboter und eine Preissenkung zu erwarten sind.
Den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Medizin sieht Bach in der nahen Zukunft erst einmal in der Radiologie bei der Bildverarbeitung. Später könnte es sein, dass komplexe Aufgaben wie eine Operation möglich werden.

Die Autorin

Sezen Yildirim

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