Band beim Green Juice Festival 2016; Foto: Rainer Keuenhof

Monica soll Festivals sicherer machen

Es ist wieder Festivalsaison. Auch in die Bonner Rheinaue strömen tausende Besucher zu Events wie der "Bonner Bierbörse", "Jeck im Sunnesching" oder dem "Panama Open Air Festival".  Das Fraunhofer Institut in St. Augustin arbeitet seit 2017 an Konzepten für mehr Sicherheit bei Großevents. Anfang Mai bei Rhein in Flammen wurden diese erstmals getestet - unter dem Namen Monica.// Von Tilman Wrede

Es ist eines der beliebtesten Events im Rheinland: am ersten Maiwochenende werden stets bis zu hunderttausende Besucher in die Rheinaue zu "Rhein in Flammen" erwartet. Schon am Mittag strömen immer mehr Besucher zum Festivalgelände aus den Bahnen der Haltestelle "Rheinaue" . Doch schon bevor sie auf dem Gelände eintreffen stoßen sie auf eine Neuheit, die es so noch nicht gab. Dieses Jahr sorgte zum ersten Mal in Bonn das Projekt Monica für mehr Sicherheit und Lärmschutz auf und neben dem Gelände.

Um das Ziel des Projekts Monica (Management Of Networked IoT Wearables - Very large Scale Demonstartion of Cultural Societal) zu erreichen werden Besucherströme auf und vor dem Gelände erfasst und die Lärmemission vor den Bühnen überwacht. Vier intelligente Kameras wurden dafür am Brückenmarkt und der Haltestelle "Rheinaue" angebracht, die Menschenströme analysieren und Besucher zählen können. Durch die Kameras und die GPS-Ortung der Mobilgeräte können Menschenansammlungen an diesen Engpässen frühzeitig erkannt werden. Die Einsatzkräfte vom Stadtordnungsdienst, Feuerwehr, Sicherheits- und Sanitätsdiensten können so schneller zu Verletzten und Streitfällen gelangen.

Der Blick im Kontrollzentrum auf die Lagekarte von Rhein in Flammen

Der Blick im Kontrollzentrum auf die Lagekarte von Rhein in Flammen

Die gewonnenen Informationen werden in die Operationszentrale geleitet. Dort hat das gesamte Sicherheitspersonal Einsicht auf das sogenannte Common Operational Picture: den Lageplan des kompletten Geländes mit den Besucherströmen und der Übersicht, wo sich Teile des Sicherheitspersonals befinden.

Bei dem Musikfestival "Rhein in Flammen" in Bonn wurde das GPS-Signal der Mobilgeräte geortet. Diese Ortung ist nicht genau, aber ausreichend. Bei Tests an anderen Einsatzorten von Monica werden Bänder verwendet, die den Ort zentimetergenau anzeigen können.

"Durch unser Projekt Monica bieten wir den Events zusätzliche, hilfreiche Informationen an", so Markus Eisenhauer, Projektleiter des Fraunhofer Instituts, "die Sicherheitskonzepte und mögliche Evakuierungspläne werden dadurch nicht verändert." Einsatzkräfte können beispielsweise mithilfe der Informationen gezielter eingesetzt werden.

Die Besucher sollen den Unterschied zu den vergangenen Jahren nicht bemerkt haben. In Zukunft soll jedoch, bei ausgereiftem Konzept, an der Transparenz für die Besucher gearbeitet werden. Über eine App sollen dann Informationen und Warnungen rausgehen, momentan ist diese noch in der Test- Phase.

„Die Datenschutzrechte werden nicht angegriffen. Auf dem Monitor sah man lediglich den Personenstrom.“ Markus Eisenhauer, Projektleiter von MONICA

Lärmminderung und besserer Klang

Das zweite Konzept ist zur Verbesserung der Klangqualität und Lärmbelästigung.

Auf dem Gelände der Hauptbühne wurden Messsensoren angebracht, die ermittelten Daten wurden im Kontrollzentrum zu einer Heatmap zusammengefasst. Hier wurde dokumentiert, wie sich der Schall verhält. "Nächstes Jahr versuchen wir gezielter die Bässe mit Gegenschall einzudämmen und mit zusätzlichen Lautsprechern die Frequenzen zu überlagen, damit das Sounderlebnis noch besser wird und die Anwohner weniger gestört werden", so Markus Eisenhauer weiter, alles bisher Eingesetzte werde so wieder eingesetzt, bloß größer.

"Es war ein großer logistischer Aufwand, aber es hat sich gelohnt"

Das war Markus Eisenhauers Zitat nach dem Einsatz bei Rhein in Flammen. In Bühnennähe wurde ein eigenes WLAN verwendet, um die Daten der Lautstärkeverteilung zusammenzufassen.

Die vier Kameras jedoch mussten alle verkabelt werden, drahtlos sei es nicht möglich gewesen die Bilder in die Einsatzzentrale zu bekommen.

Der Bildschirm mit der Landkarte auf der zu sehen war, wo sich alle Mitarbeiter und Sicherheitskräfte befanden, war sehr hilfreich und habe super funktioniert, sagte Nora Knickenberg, Polizistin bei Rhein in Flammen. "Im Vergleich zum letzten Jahr waren mehr Einsatzkräfte vorhanden. Die Beobachtung der Personendichte war auf jeden Fall sinnvoll, bei anderen Großveranstaltungen wie den "Kölner Lichtern" fehlt so etwas noch, dort sind die Menschenmassen ja noch weiter verteilt und zudem auf beiden Rheinseiten. Nach dem Feuerwerk kommt es gerade auf der Hohenzollernbrücke zu extremen Engpässen der Besucher."

Das Sicherheitskonzept bei einem ähnlichen Großevent im Rheinland mit Feuerwerk, den "Kölner Lichtern", wurde in den letzten Jahren ebenfalls geändert. Das Gebiet auf der Deutzer Rheinseite war für den allgemeinen Personenverkehr bereits am Nachmittag gesperrt worden. Die Zoobrücke wurde dagegen ab 20 Uhr für Fußgänger gesperrt. Um auf der Hohenzollernbrücke den Menschenandrang zu mindern, wurde dort der Fußweg auf der Südseite ab 20 Uhr ebenfalls gesperrt. Ziel des Ganzen war, den Personenverkehr besser kontrollieren zu können und diesen besser zu verteilen.

Von Kopenhagen bis nach Turin

Monica wird neben Bonn noch in Kopenhagen, Hamburg, Turin, Leeds und Lyon eingesetzt und getestet. Das Projekt wird von der Europäischen Kommission mit 15 Millionen Euro gefördert. 450.000 Euro stehen davon Bonn zur Verfügung.

"Der Forschungsstand der anderen Städte ist unterschiedlich. Das Augenmerk wird überall auf andere Dinge gelegt", so Markus Eisenhauer. Der nächste Einsatz von Monica wird bei einem großen Musik Festival Anfang Juli in Turin sein. In Kopenhagen wird Monica im Sommer noch im Vergnügungs- und Erholungspark "Tivoli" eingesetzt. Dort werden zum Beispiel Armbänder verteilt, die zur genaueren Ortung beitragen sollen. Um dem Besucher dieses Armband attraktiver zu machen, soll das Band zudem mit LED Lichtern ausgestattet sein, die je nach Lied anders mit der Musik interagieren und leuchten können. Ebenfalls soll das Band mit der App interagieren und möglicherweise eine Bewertung des Events beinhalten, wie genau die weiteren Veränderungen der App aussehen werden ist noch unklar. "Ich habe die App ab und zu offen gehabt, es war interessant zu sehen, wo gerade viel los ist. So haben wir nach dem Feuerwerk noch etwas länger gewartet, damit wir schnell wegkommen und auch besser die Warteschlange bei den Getränken einschätzen können", sagte Dennis, einer der Besucher, der die App in der Beta Phase testen durfte.

Einblick in die Visitorapp

Der Blick in die Visitorsapp verriet bereits u.a. die Anzahl der Gäste und die Warteschlange an bestimmten Orten.

Im September wird Monica bei fünftägigen Volksfest „Pützchens Markt“ in Bonn wieder eingesetzt. Dort sei das Problem, dass der große Jahrmarkt in vielen kleinen Straßen stattfinde. Markus Eisenhauer hierzu: "Im Falle eines Vorfalls oder einer Evakuierung ist es äußert wichtig, schnell den nächsten Ausweg zu finden und diese klar erkennbar zu zeigen. Da werden die Kameras wieder eine große Rolle spielen."

Teaserbild: Band beim Green Juice Festival 2016; Foto: Rainer Keuenhof

Der Autor:

Tilman Wrede

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