Musikgenuss 3.0

Musik über CD und Klinke-Anschluss war gestern. Heute werden Musikstücke von Mozart bis Rammstein mittels kabelloser Technik übertragen. Doch wie gut ist die Übertragungstechnik überhaupt? Wie ist es um ihre Sicherheit bestellt? Und wo kommt Musik 3.0 an ihre Grenzen? //Von Manuel Ernst 

Seit genau einem Jahr gibt es nun Bluetooth 5.0. Im Gegensatz zur Version 4.0 hat sich die Geschwindigkeit bei der Signalübertragung verdoppelt auf zwei Megabit pro Sekunde. Auch im Bereich der Reichweite sind Fortschritte erzielt worden. Es lassen sich Distanzen von bis zu 200 Meter überbrücken. Damit wurde die Reichweite um 400 Prozent gesteigert.  Das achtfache Volumen an Daten lässt sich nun mit der neuen Bluetooth-Technik übertragen. Die Kopplung von zwei Geräten gleichzeitig ist ebenso ein Novum. So kann beispielsweise Musik durch ein Sendegerät an zwei Bluetooth-Lautsprecher gleichzeitig gesendet werden.

Gefahren durch Hackerangriffe auf Bluetooth

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt vor Sicherheitslücken. Nach den Ausführungen des Bundesamtes ist es möglich, dass sich Dritte auf das eigene Bluetooth-Gerät schalten können. Ein unberechtigter Zugriff auf das Sendegerät ist die Folge. Hacker könnten somit die Kontrolle über das Gerät übernehmen. Denn anders als bei WLAN-Verbindungen muss kein spezieller Zugangscode eingegeben werden. Durch lediglich einen Tastendruck lassen sich somit Geräte, ohne Sicherheitsschranke, koppeln.
Das gekaperte Endgerät kann dann auch als Verbreiter von Schadsoftware genutzt werden. Ein Update, das dieses Sicherheitsproblem schließt, wird durch einige Hersteller bereits angeboten. Bis das Problem komplett beseitigt ist, empfiehlt das BSI die Bluetooth-Funktion abzuschalten, da die Geräte, nach Aussage des BSI, dauerhaft angreifbar bleiben.

WLAN- der Allrounder

Eine weitere Funkvariante ist das WLAN. Durch Funksignale kann Musik von einem Sendegerät über die heimische Internetleitung kabellos an den Router und von dort an das Ausgabegerät weitergegeben werden. Vorteil dieser Technik: Es lassen sich problemlos größere Datenmengen versenden. Über 800 Megabit pro Sekunde sind dabei im oberen Bereich der Übertragungsgeschwindigkeit möglich. Damit stellt WLAN, Bluetooth in den Schatten. Martin Neumann ist Professor für Medientechnik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und erklärt: "Die Reichweite ist bei WLAN besser als bei Bluetooth, auch hat WLAN mehr Funktionalitäten und ist daher auch gefährdeter für Angriffe. Die Weitergabe von WPA-Zugangsdaten an Dritte, die beispielsweise zu Besuch nach Hause kommen und Musik hören möchten, ist daher ein Wagnis. Ein Zugriff auf das heimische Netzwerk wird damit möglich. Mit dem Zugriff zum Netzwerk lassen sich nicht nur Musikgeräte steuern, auch das Hacken von Computer oder anderen mit dem Netzwerk angeschlossenen Geräte ist einfacher möglich. Daher sollte der Nutzer, bei dieser Variante der Musikübertragung, sehr vorsichtig sein und den Netzwerkschlüssel stetig ändern.

Baustoffe schirmen Signale ab

Eine ganz anderes Problem aus dem Bereich der Baustoffe ist ebenfalls relevant. Die für den Hausbau verwendeten Baumaterialien haben Eigenschaften, die auch zu Schwierigkeiten bei Funkverbindungen führen können. Jonas Fleischmann ist Architekt bei der drittgrößten Immobiliengesellschaft in Bayern, er führt aus: "Das Problem mit den Netzwerkverbindungen kennen wir, die steigenden Anforderungen an Wärme- und Schallschutz führen dazu, dass die Wände stärker isoliert werden." Das bedeute nicht nur, dass Kälte und Lärm aus den Räumen gehalten würden, sondern auch Funksignale wie Bluetooth oder WLAN.

Powerline – für spezielle Anwendungen

Eine ganz andere Variante der Musikübertragung bietet die sogenannte Powerline. Sie ist, entgegengesetzt zu WLAN und Bluetooth, keine Funktechnik. Martin Neumann erläutert: "Die Signalübertragung mit der Powerline ist eine kabelbasierende Übertragung von Signalen, Ein Kabel ist im Prinzip wie eine Antenne." Die Musik wird demnach über die 230 Volt Stromleitung geführt. Dies geschieht durch einen Adapter oder einen Sender, der direkt in die Steckdose gesteckt wird. Nun folgt die Übertragung an sogenannte Aktivboxen, die ebenso in Steckdosen eingesteckt werden. Hier punktet die Kompatibilität.
Die Geräte können beliebig im Haus verteilt werden. Eine Datenübertragungsraten von 600 Megabits kann erreicht werden. Ein weiterer Vorzug dieser Technik: Sie ist problemlos in verschiedenen Räumen, unabhängig der Bausubstanz einsetzbar. So kann in Räumen mit besonders dicken Wänden und starker Abschirmung die Powerline eine sinnvolle Alternative zu WLAN und Bluetooth sein. Ebenso ist die kabelbasierende Technik sicherer gegen Angriffe von außen. Dritte können das Netzwerk ohne Kontakt zum Stromnetz nicht kapern.
Jedoch können alte Küchengeräte zum Störfall werden. Während des Betriebs der alten Geräte, werden die versendeten Musiksignale durch den verbrauchten Strom gestört. Das führt zur Beeinträchtigung des versendeten akustischen Singales. Die Folge: Die Übertragungsqualität leidet.

Verlustfreies Hören gibt es nicht

Letztendlich gäbe es kein verlustfreies Hören, gibt Neumann zu: "Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile. Daher kommt es stark auf die Benutzer und die Umgebung an."

Teaserbild: Visuelle Darstellung von akustischen Signalen (Quelle: pexeles)


Ob Bluetooth 5.0, WLAN, Powerline oder klassisch - in unserem Artikel über den Podcast-Boom geht es weniger um die Übertragungstechnik als um den Spaß am Zuhören.

Der Autor

Manuel Ernst

Manuel Ernst

 

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