Sion Solarauto: Quelle Sono Motors

Mit Solarauto durch die Stadt

Sono Motors, ein junges Startup-Unternehmen aus München, entwickelt ein Solarfahrzeug für den Stadtverkehr. Die Serienversion kann bereits für 16 000 Euro vorbestellt werden und soll 2019 fertiggestellt sein. //Von Johanna Schröder und Lea Schürer

14.02.2017 "Wir waren noch kleine Jungs, trotzdem haben wir uns nach dem Schulabschluss ein Auto gekauft und dessen Verbrennungsmotor durch einen Elektromotor ausgetauscht", erzählt Jona Christians, Geschäftsführer von Sono Motors, und ergänzt: "Den Tank haben wir mit einer Batterie ersetzt. Das war nicht schwer und gab den Anstoß unsere Idee in die Tat umzusetzen."

Mittlerweile hat die Idee der Schüler Gestalt angenommen. Sie gründeten ein Start-up und entwickelten ein Solarfahrzeug für den Stadtverkehr. Der Sion hat Platz für fünf Personen. Auch größere Einkäufe können im 650 Liter großen Kofferraum transportiert werden, ein VW Touran zum Beispiel hat 695 Liter. Darüber hinaus ist es möglich mit einer Anhängerkupplung zusätzlich bis zu 750 Kilogramm Lasten zu ziehen. Damit ist er, neben dem Teslamodel X, das zweite Elektroauto mit Anhängerkupplung. Von August bis Oktober diente der Tesla dem Sion auf seiner Tour durch Mitteleuropa als Zugfahrzeug. Christians erklärt: "Wir haben den Prototyp des Sions erst im Juli fertigstellen können und hatten noch keine Straßenzulassung. Deswegen mussten wir in den sauren Apfel beißen und ihn anderweitig, aber immerhin mit Elektroautos, transportieren."

Der Sion ist circa vier Meter lang und zwei Meter breit. Er wiegt 1,4 bis 1,6 Tonnen. Auf Motorhaube, Dach und Karosserie sind 330 monokristalline Solarzellen integriert. Diese werden durch eine Schicht Polycarbonat geschützt. Das Material hat den Vorteil, dass es bei einem Unfall mit leichter Kollision nachgibt. Im besten Fall nehmen die Solarzellen dabei keinen Schaden. Falls doch, muss das betroffene Modul ausgetauscht werden. Laut Sono Motors sollen die anfallenden Kosten dafür ungefähr mit denen eines Lackschadens zu vergleichen sein.

Der Elektromotor des Sions hat 80 Kilowatt-Leistung und erreicht eine Maximalgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern. Damit schafft er eine Reichweite von 250 Kilometern. Zum Laden kann er an CCS-Steckern angeschlossen werden, den Standardladekabeln für Elektrofahrzeuge, an denen er in dreißig Minuten bis zu 80 Prozent geladen wird. Er kann aber auch an normalen Haushaltssteckdosen mit Strom versorgt werden.

Gleichzeitig kann das Fahrzeug selbst als mobiler Stromspeicher genutzt werden. Das bidirektionale Laden ermöglicht mit dem Sion, andere elektrische Geräte zu laden. Beim Campen könnte somit die Energie des Fahrzeugs dazu genutzt werden, einen E-Grill zu betreiben. Aber auch an andere Elektrofahrzeuge kann der Sion Strom abgeben.

 

Der Sion ist ein mobiler Stromspeicher und Versorger zugleich. Foto: Sono Motors

Die Solarzellen machen den Sion zu einem selbstladenden Elektroauto. Am Tag können so bis zu 30 Kilometer Reichweite kostenlos, allein durch die Energie der Sonne, gewonnen werden. Das gilt als besonders nachhaltig und umweltfreundlich, da so kein Kohlendioxid durch Stromgewinnung emittiert wird. Allerdings ist die Effizienz der Solarenergie sehr stark von der Umwelt abhängig. Im Winter oder bei dichtem Wolkenhimmel kann der Sion durch die Sonne weniger Energie laden und kommt nur auf ungefähr vier bis 15 Kilometern Reichweite.

Eine weitere Besonderheit des Fahrzeugs liegt im Innenraum. In der Armatur ist ein Luftfilter aus Moos angebracht. Christians erklärt: "Es hat die positive Eigenschaft, Feinstaub zu filtern und eine angenehme Luftfeuchtigkeit zu schaffen."

Der Moosfilter im Innenraum des Sion dient zur Feinstaubfilterung.

Der Moosfilter im Innenraum des Sion dient zur Feinstaubfilterung. Quelle: Sono Motors /auch Teaserbild)

"Mit einem Auto löst man nicht alle Probleme der Welt. Allein bei der Produktion eines Elektroautos entstehen circa 1,5 Tonnen Kohlendioxid. Unsere Ambition ist dies mit unserem Konzept zu kompensieren", sagt Christians. 
Ein Auto steht in Deutschland im Schnitt 95 Prozent der Zeit still. Dabei nutzt es sich ab und Ressourcen werden verschwendet. Hier ist Car-Sharing das Stichwort. Denn über eine App können zukünftige Nutzer ihren Sion teilen oder vermieten. Ziel des Unternehmens ist es, die Ressourcen intelligent zu nutzen.

Effizienz von Elektroautos

Auch wenn der Sion viele nachhaltige Ideen und Ansätze in sich vereint, ist der Trend zur Elektromobilität dennoch kritisch zu hinterfragen. Mit diesem Thema beschäftigte sich unter anderem das Umwelt Prognose Institut (UPI) in der Studie: Ökologische Folgen der Förderung von Elektroautos. 
Sie besagt, dass durch Elektroautos der Verkehr vom ÖPNV zum Auto verlagert werden würde. Auf Grund geringer Reichweite und Betriebskosten würden Elektroautos oft nur als Zweitwagen genutzt. Das bedeute lediglich eine Zunahme der Autoanzahl und keinesfalls eine Minderung der Emissionen.

UPI-Leiter Dieter Teufel erklärt: "Elektroautos haben juristisch betrachtet eine Nullemission. In der Realität sieht das anders aus. Die Emissionen, die während der Produktion entstehen, sind höher als die bei Verbrennungsmotoren.“ Elektromobilität sei aus seiner Sicht vor allem bei schienengebundenem Verkehr sinnvoll, da dort keine Speicherung des Stroms notwendig und der Flächenbedarf geringer sei. Auch Pedelacs, Elektro-Fahrräder und Lastenräder seien ressourcenschonende Verkehrsmittel.

Bei Elektroautos bestünden aus ökologischer Sicht viele Nachteile hinsichtlich Flächenverbrauch, Überlastung des Straßennetzes und Kohlenstoffdioxid-Ausstoß. Das Problem sei nicht die Antriebsart, sondern die Masse der Autos und woher sie ihren Strom bezögen.

Das Umweltbundesamt (UBA) sieht das anders. Dazu äußert sich Lars Mönch aus der Verkehrsabteilung des UBA: "Ob die Zahl der Zulassungen von Neufahrzeugen durch die Einführung von E-Fahrzeugen ansteigt oder vorhandene Zweitwagen durch E-Fahrzeuge ersetzt werden, ist sehr spekulativ. Mit dem Plug-in-Hybrid gibt es eine Fahrzeug-Art, die als Erstfahrzeug taugt, ohne bei der Reichweite Einschränkungen hinnehmen zu müssen."
Es sei erforderlich die E-Mobilität selbst so umweltverträglich wie möglich zu gestalten. "Um die Klimaziele für 2050 zu erreichen, wird man nicht beliebig lange warten können", sagt Mönch. "Eine Einführung der E-Mobilität macht aus unserer Sicht schon heute Sinn. Gleichzeitig sollte der Ausbau erneuerbarer Energien schneller erfolgen."

Auch Sono Motors hat Vorstellungen wie Sion und ähnliche Unternehmen noch nachhaltiger und umweltfreundlicher werden können. Dabei geht es ihnen besonders darum, ihre Lieferanten in Zukunft gezielter auszusuchen. "Uns ist wichtig, dass die Rohstoffe, die wir verwenden, nachhaltigen Standards entsprechen", sagt Geschäftsführer Christians. "Am Anfang ist es natürlich die oberste Priorität, den Sion auf den Markt zu bringen. Die Zeit, um die Herkunft aller Materialien nachzuprüfen, ist leider nicht immer da. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir in diesem Punkt, unseren Idealvorstellungen noch gerechter werden können."

Verschiedene Elektroautos im Vergleich

 

Modelle Sion Tesla Model X 75 D Smart-Fourfour
Abmessung

in Meter

4 x 2 x 2 5.52 x 1.99 x 1.68 3,49 x 1,68 x 1,45
Motorleistung in kW 80 244 bis 539 60
Reichweite in km (elektrisch) 250 417 bis 565 155
Preis in Euro 16.000 Ab 91.250 22.600

 

Die Autorinnen:

Lea Schürer

Lea Schürer

Johanna Schröder

Johanna Schröder

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