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Der Podcast-Boom

Immer mehr Medienhäuser in Deutschland bieten Podcasts an. In den USA gehören diese schon länger zum Mainstream und sichern immer mehr Produzenten den Lebensunterhalt, während das Medium hierzulande jetzt erst richtig in Fahrt kommt. Technikjournal stellt interessante Persönlichkeiten der Szene vor. // Von Patrick Overkamp

06.02.2018 // Podcasts sind abonnierbare Audiosendungen im Internet. Das Wort besteht aus dem Wort Pod in Anlehnung an den iPod von Apple, der maßgeblich am Erfolg von Podcasts beteiligt war, sowie der englischen Bezeichnung für Rundfunk: Broadcasting. Laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2017 hören mehr als 13 Prozent aller Deutschen Podcasts, das sind zwei Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Damit liegt Deutschland hinter den USA weit zurück, wo sich die Nutzung in Relation zur Einwohnerzahl laut Statista mittlerweile auf 40 Prozent beläuft.

Interview mit Maria Lorenz

Eine Podcasterin, die den Sprung in die Selbständigkeit gewagt und gemeistert hat, ist Maria Lorenz. Vor allem als Produzentin des äußerst beliebten Comedy-Podcasts Gästeliste Geisterbahn hat sie sich in der deutschen Podcast-Szene einen Namen machen können. Nun wurden auch die Kollegen von Zeit Online auf sie aufmerksam und haben sie mit der Produktion von gleich drei neuen Podcasts beauftragt. Neben einem Nachrichten-Podcast, in dem über aktuelle Themen gesprochen und informiert wird, gibt es auch einen Podcast mit einer Sexualtherapeutin und einen Podcast zum Thema Jobs, in dem prominente Personen zu ihrem Verhältnis zu ihrer Arbeit befragt werden.

© Maria Lorenz

© Maria Lorenz

Die Podcasts würden laut Lorenz sehr gut aufgenommen. "Ich bin wahnsinnig glücklich darüber, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Ich habe zwar mit all den Podcasts, in die ich involviert bin, sehr viel zu tun, aber es ist Arbeit, die mir auch immer viel Spaß bereitet", so Lorenz. Die Zukunft für Podcasts in Deutschland sieht sie rosig. "Das wird super! Wir sehen auch an den USA, dass da nach so vielen Jahren immer noch sehr viel los ist."

Wie Maria zu diesem Job gekommen ist und welche Podcasts sie selbst am liebsten hört - diese und weitere Fragen beantwortet sie in unserem eigenen kleinen Podcast, den ihr euch hier anhören könnt:

Später Siegeszug

Wie auch Maria uns erklärt hat, sind Podcasts bei Weitem kein neues Phänomen. Vor allen in Themenbereichen, die eher als Nische zu bezeichnen sind, ist die Auswahl schon seit Jahren riesengroß. Zu jedem noch so kleinen Hobby scheint sich ein Podcast finden zu lassen. Bei einem solchen technischen Medium ist es nicht überraschend, dass sich viele anfängliche Podcasts auch mit technischen Themen befasst haben.

Einen möglichen Grund für die späte Popularität von Podcasts hierzulande ist die Sache selbst. Es handelt sich um ein technisches Thema, mit dem sich die Menschen erst mal beschäftigen müssen. Von außen sieht das alles viel komplizierter aus, als es ist, das schreckt auch viele ab. Mittlerweile gibt es aber so viele Tools und Plugins, die einem die Podcast-Produktion erleichtern und teilweise auch Arbeitsschritte automatisieren, dass Vielen der Einstieg nicht mehr so schwer fällt.

Mit dem Hobby Geld verdienen

Podcast-Produktion ist je nach Aufwand ein sehr zeitintensives Unterfangen. Es ist also nicht verwunderlich, dass immer mehr Hobby-Podcaster auch versuchen, mit ihren Produktionen den einen oder anderen Euro zu verdienen, ohne dafür gleich ihren regulären Job aufzugeben. Einer dieser Podcaster ist Sven Tauras. Seit 2008 veröffentlicht er mehrmals pro Woche eine Folge seines Podcasts Radio Bastard. In diesem spricht er meist aus dem Auto zu seinen Hörern, erzählt interessante Dinge aus seinem Leben und kommentiert aktuelles Geschehen. Spenden hat Tauras schon immer gerne entgegengenommen. Vor Kurzem ist er allerdings einen Schritt weitergegangen und bietet nun auch exklusive Inhalte für Hörer an, die ihn regelmäßig finanziell unterstützen. Das ist zum Beispiel ein Podcast mit exklusiven Gesprächen, ausführlichen Hintergrundberichten, Geschichten und Outtakes. Zurzeit erhalte er etwa 85 Euro pro Monat von seinen Hörern, sagt Tauras, was die monatlichen Kosten für diesen und einen weiteren Podcast, den er betreibt, aber nicht decke. Der Spaß an der Arbeit und der Austausch mit den Hörern stünden aber definitiv im Vordergrund.

Crowdfunding-Plattformen, die Produzenten dabei helfen, Geld zu verdienen, gibt es einige. Der wohl bekannteste Dienst kommt aus den USA und heißt Patreon. Hier können Medien-Produzenten unter anderem von Podcasts ihr Projekt vorstellen und die Nutzer können angeben, wie viel Geld sie pro Monat spenden möchten. Die meisten Produzenten bieten den Spendern gewisse Gegenleistungen, um sie zu animieren. Aktuell nutzen über 50.000 Produzenten diesen Dienst, unter anderem auch die Moderatoren von Insert Moin, einem der bekanntesten und erfolgreichsten Videospiele-Podcasts in Deutschland. Bis vor Kurzem war der Podcast noch kostenlos, doch nun hat sich das Team entschieden, den Großteil ihrer Inhalte nur noch für Patreon-Spender freizugeben. Manuel Fritsch von Insert Moin erklärt diesen Schritt im Podcast damit, dass der qualitative Anspruch an den täglichen Podcast und damit auch der nötige Zeitaufwand so groß geworden seien, dass die Fortführung in dieser Weise ohne die finanzielle Unterstützung nicht mehr zu realisieren sei. Ziel sei es, die freiwilligen Spenden auf ein Level zu heben, der es den drei Moderatoren erlaube, ihre bisherigen Jobs aufzugeben.

Do it yourself

Wer selbst einen Podcast produzieren möchte, hat nur eine relativ kleine Einstiegshürde zu überwinden. Prinzipiell reichen ein günstiges Mikrofon, ein Computer mit kostenlosem Schnittprogramm und das Know-How, wie man beispielsweise mit WordPress und dem Podcast-Verzeichnis von iTunes umgeht. Podcasting kann also ein günstiges Hobby sein. Wer aber viel Wert auf gute Qualität und rauschfreien Sound legt, kann natürlich auch fast beliebig hohe Beträge für entsprechendes Equipment ausgeben.

Die meisten Podcasts haben nicht bloß einen Moderator. In Zeiten des Internets ist es dabei nicht unüblich, dass sich die Moderatoren eines Podcasts zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht alle im selben Raum befinden. Hier muss dann entweder das ganz Gespräch von jemandem aufgezeichnet werden, oder alle Moderatoren nehmen einzeln ihre Tonspur auf, welche dann später im Schnitt synchronisiert und übereinander gelegt werden.

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