KI und Big Data – die Autoren von morgen?

Bots in den Sozialen Medien machen es vor: Statt Personen kommunizieren Programme, bedienen sich der menschlichen Sprache, reagieren auf den Menschen. Der Informatiker Matthias Hagen forscht zu Big Data, Künstlicher Intelligenz und der Simulation menschlichen Verhaltens. Technik muss dem Menschen helfen, ist seine Devise. // Von Sven Niewiadomski

Der Juniorprofessor für Big Data Analytics möchte jeden für das Thema sensibilisieren. Foto: Jennifer Kosch

Matthias Hagen, Juniorprofessor für Big Data Analytics an der Bauhaus-Universität Weimar, stellte seinen Vortrag unter das Motto „Gute Fragen stellen … und beantworten!“ und brachte damit auf den Punkt, was Computer mit Hilfe von Algorithmen bereits heute leisten. Immer häufiger würden künstlich erzeugte Texte gelesen, ohne dass es auffallen würde. Trotz dieser Fortschritte sollte man bedenken, dass alle Technologien dem menschlichen Gedankengut entspringen würden.

Watson schlägt Jeopardy-Gegner

Wie leistungsfähig die Technik bereits heute ist, zeigte Hagen am Beispiel von der intelligenten Software „Watson“ auf. Die Software trat als Kandidat in der Quizshow „Jeopardy“ gegen zwei Männer an und gewann haushoch. Die Aufgabe war es, eine Frage möglichst schnell mit einer anderen Frage zu beantworten. Watson war ihren Mitspielern überlegen, weil die Software darauf programmiert ist, intelligente Suchanfragen zu stellen. Auf diese Weise kann sie innerhalb von Sekundenbruchteilen aus tausenden möglichen Antworten die richtige finden.

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Netspeak.org hilft beim Texten

Auch Wort- und Phrasendatenbanken arbeiten nach diesem Prinzip, erklärte Hagen. Sie alle nutzen im Internet verfügbare Texte und würden anhand der Häufigkeiten und des Abstands der Wörter zueinander passende Wörter und Phrasen vorschlagen. „All unsere gesammelten Suchanfragen ermöglichen es, uns selbst sprachliche Hilfe zu gewähren“, sagte Hagen, der mit netspeak.org selber eine solche Datenbank programmiert hat. Dort kann man englische Wörter, Synonyme oder aber auch die richtige Wortstellung in der Phrase anhand einer blitzschnellen Analyse vergleichbarer Texte im Netz finden. Hagen hat sich ganz klar ein gemeinnütziges Ziel gesetzt:“ Ich möchte den Menschen nichts verkaufen, ich will, das Menschen Texte besser schreiben und verstehen können.“

Botschaften aus künstlicher Feder

Die Zuschauer stellen am Ende interessante Fragen, die Prof. Hagen gerne beantwortete. Marc Beschienski

Von maschineller Texterstellung geht Hagen auch beim Fall eines Schreibens von Arnold Schwarzenegger, dem kalifornischen Gouverneur, aus. Es enthielt ein sogenanntes Akrostichon: Die Anfangsbuchstaben der Zeilen enthielten die Botschaft „Fuck you“. Anfangs fiel das nicht auf, doch sobald es die Medien aufgriffen, kam es zum Skandal. Offiziell hieß es zwar, dass das „ein unglücklicher Zufall“ gewesen sei, aber Hagen stellte klar: „ Es ist wahrscheinlicher im Lotto zu gewinnen, als dass diese Botschaft zufällig entstanden ist.“

Auf kluge Fragen kommt es an

Und wie sieht die Zukunft der maschinellen Texterstellung aus? Hagen ist überzeugt, dass intelligente Algorithmen künftig immer mehr sprachliche Hilfe leisten könnten, da die Datenmenge täglich wachsen würden. Allerdings würde es auch immer schwieriger werden, die tatsächlich nützlichen Antworten zu filtern und bereit zu stellen. Die klugen und innovativen Fragen würden somit auch künftig wichtig bleiben, um gute Antworten geben zu können.

Nachfolgend einige Eindrücke vom Vortrag von Matthias Hagen, eingefangen von Max Hoffmann:

 

Links:

  • Netspeak: Das Webtool „netspeak“ ist ein Online-Wörterbuch, welches jedes Wort enthält/suchen kann, welches jemals im Internet geschrieben wurde. Hagen nutzte dieses Tool, um zu zeigen, was Big Data eigentlich ist.
  • Groß, komplex, Big Data: Ein Beitrag von Dominik Helmkamp zum Thema Big Data aus dem Jahr 2013. Hier wird anschaulich erklärt, was Big Data ist.
  • Smart Data: Ein sehr unterschätztes Thema: In dem Artikel wird das Problem mit dem rasant ansteigenden Datenvolumen aus Big Data angesprochen. Die Lösung dazu seien automatische Anwendungen, die diese Datenmassen analysieren und in Smart Data umwandeln.
  • Warum Menschen nie autonom waren – und Big Data daran nichts ändern wird: Der Artikel zur digitalen Selbstbestimmung „Warum Menschen nie autonom waren – und Big Data daran nichts ändern wird“ handelt von der Illusion der Autonomie des Menschen.

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